Uschi Reich
Uschi Reich

Tomy Wigand und ich wollten für die Rolle des Kommissars unbedingt jemanden haben, der auf eine gewisse Weise gegen den Strich besetzt ist und außerdem diesem Vater etwas Jugendliches und Emotionales verleihen kann.

Uschi Reich ist die Produzentin des neuesten TKKG-Filmes.

Das ist jetzt Ihre siebte Kinderfilm-Produktion. Was ist das Besondere daran, Kinderfilme zu drehen?

Mir persönlich macht es unheimlichen Spaß, mit Kindern und für Kinder zu drehen! Kinder sind so wunderbar direkt. Das fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Man erhält auf der Stelle ein Feedback: Wenn sie sich langweilen, gehen sie raus auf die Toilette. Und wenn es spannend ist, ist es sofort mucksmäuschenstill. Diese Unmittelbarkeit der Emotionen, die hat man bei Erwachsenen nicht mehr, die sind viel beherrschter. Das bedeutet auf der anderen Seite aber auch, dass man sehr genau überlegen muss, wie man seine Geschichte erzählt, denn Kinder sind gewohnt, ihre Geschichten auf eine bestimmte Art und Weise zu sehen.


War es schwierig, die Geschichten zu aktualisieren? Die Bücher stammen schließlich aus den 70er und 80er Jahren.

Eigentlich war es gar nicht schwierig. Man hat ja nicht viele feste Vorgaben: Zuerst einmal gibt es Tim, Karl, Klößchen und Gaby, deren Lebensumstände grob umrissen sind. Sie leben in einem Internat, das nur mit einem Schulbus und nicht mit der S-Bahn zu erreichen ist und es gibt in der Nähe die so genannte Millionenstadt. Das waren eigentlich die einzigen Größen, an die man sich zu halten hatte. Wir haben aus diesem Kosmos der Kinder heraus eine Geschichte entwickelt. Der Kosmos besteht aus Schule, Lernen, Lehrern und Eltern. Im Vergleich zu den Büchern, die doch deutlich vereinfachender sind, haben wir im Film letztlich eine relativ differenzierte Welt aufgebaut.


Was sollen die jungen Zuschauer aus dem Film mitnehmen?

Sicherlich, dass sie einen Film rund um das Thema Lernen gesehen haben, der gar nicht an öde Paukerei erinnert, sondern mitreißend spannend ist. Der Film erzählt, wie wichtig und aufregend es sein kann, etwas zu lernen, Neues zu erfahren und dieses Wissen auch anzuwenden. Diese Botschaft wird aber sehr subtil verpackt. Ich halte nämlich gar nichts davon, die pädagogischen Anliegen heutzutage noch mit der Holzhammer-Methode zu präsentieren. Das kann man Kindern mittlerweile einfach nicht mehr zumuten. Die hassen doch nichts so sehr wie den erhobenen Zeigefinger.


Es gelingt Ihnen immer wieder, in Ihren Filmen exzellente Schauspieler für die „erwachsenen“ Nebenrollen zu finden...

Und das ist gar nicht schwierig! Die meisten machen unheimlich gerne mit. Oft haben sie eigene Kinder, und durch ihr Mitwirken an einem Kinderfilm können sie dem Nachwuchs endlich einmal zeigen, was der Papa oder die Mama tagsüber eigentlich so macht. Das ist bei Kameramännern oder Regisseuren übrigens eine ähnlich große Motivation. Ein weiterer Aspekt ist etwas nüchterner: Für uns ist es selbstverständlich dringend notwendig, gute Schauspieler im Cast zu haben, die in den redaktionellen Teilen der Zeitungen oder Zeitschriften oder im Fernsehen vorkommen können. Wenn ein bekanntes Gesicht abends in einer Talkshow sitzt oder einem Magazin ein Interview gibt, verschafft uns das einen hohen Aufmerksamkeitsgrad. Und den brauchen wir dringend. Wir konkurrieren in unserem Genre eigentlich nur mit den amerikanischen Family Entertainmentfilmen, die für die Herausbringung ihres Filmes allein in Deutschland oft einen höheren Etat haben, als unser Film insgesamt kostet.


Jürgen Vogel als Kommissar, das gab es bisher noch nicht.

Nein. Aber das war auch der Grund, weswegen wir ihn unbedingt als Kommissar Glockner haben wollten. Er stand schon ab einem sehr frühen Zeitpunkt der Planung fest. Tomy Wigand und ich wollten für die Rolle des Kommissars unbedingt jemanden haben, der auf eine gewisse Weise gegen den Strich besetzt ist und außerdem diesem Vater etwas Jugendliches und Emotionales verleihen kann. Denn Kommissar Glockner ist zwar auf der einen Seite der korrekte nüchterne Polizist, aber eben auch der Papa, der enttäuscht ist, weil ihn seine Tochter belogen hat.


Wie verstehen Sie ihre Rolle als Produzentin? Bleiben Sie als graue Eminenz im Hintergrund oder stehen Sie lieber in der ersten Reihe?

Ich bleibe nicht im Hintergrund, nein. Da ich diese Stoffe ankaufe, entwickle und das Paket zusammenstelle (wer schreibt, wer führt Regie etc.), bin ich natürlich von Anfang an stark involviert. Daher präge ich den Film sehr stark mit. Das heißt, ich diskutiere bei allen wichtigen Themen mit, beobachte die Dreharbeiten, sehe mir die Muster an und diskutiere aufgrund der Muster auch täglich mit Regie, Kamera oder einem Schauspieler – wenn es notwendig sein sollte. Wenn es nicht nötig ist, halte ich mich natürlich zurück. Ich würde nie einem Regisseur am Set reinreden. Am Set ist der Regisseur der Chef, und wenn es einen Konflikt gibt, dann trage ich den mit ihm in der Mittagspause aus, oder am Abend, wenn man gemeinsam die Muster anschaut. Bei Schnitt und Endfassung bin ich natürlich ebenfalls wieder dabei.


Ist diese Mitsprache das Erfolgsrezept der Uschi-Reich-Filme?

Ich glaube, man könnte nicht auf eine solche Reihe von Erfolgen zurückblicken, wenn man alles nur den Regisseuren oder Autoren überlassen würde. Dann hätte man mal einen Erfolg und mal wieder nicht. Aber eine gewisse Kontinuität heißt natürlich auch, dass ich die Vision, die ich von einem Stoff habe, auch über weite Strecken so verwirklicht sehen möchte. Ich denke, das Erfolgsrezept ist ganz einfach, immer das Beste zu geben. Wenn alle gemeinsam auf die Qualität achten, dann kommen die Leute von ganz alleine, um den Film anzusehen. Schließlich schaut sich jeder gerne einen guten Film an.

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