Interview mit Sanny van Heteren

Verfasst von Hauke am 04.03.2010, 07:00 in Interviews, Zum Sehen

Sanny van Heteren spielte die Gaby in dem Kinofilm Ein Fall für TKKG – „Drachenauge“. 18 Jahre nach dem offiziellen Kinostart beantwort sie unsere Fragen und grüßt alle Fans.

Ein Fall für TKKG – „Drachenauge“

Ein aktuelles Foto von Sanny van Heteren
Ein aktuelles Foto

Hast du nach dem Projekt „TKKG - Drachenauge“ wieder Kontakt mit TKKG gehabt?

Den Kontakt zu TKKG zu halten war nicht schwer und kam auch irgendwie von selbst. Nach den Dreharbeiten haben wir ja die TKKG-Hörspiele bekommen, die ich dann meinen Freundinnen ausgeliehen habe und als dann neue Folgen rauskamen haben sie mir die dann ausgeliehen. So ist eine Art TKKG-Kreislauf entstanden, der sich bis in die elfte Klasse gehalten hat. Heute habe ich eine kleine Schwester, der ich zu Weihnachten, wenn ich in Deutschland bei meiner Familie bin, immer aus den alten TKKG-Büchern vorlese. Das Projekt „Drachenauge“ hat mich damals stark geprägt und es war eine tolle Erfahrung, für die ich immer noch dankbar bin und die mein Leben verändert hat.


1992 sagtest du, dass du früher alle TKKG-Bücher gelesen und auch die Hörspiele gehört hast. Wann hast du dein letztes TKKG-Buch gelesen oder Hörspiel gehört und welches war es?

Ich erinnere mich noch gut an letzte Weihnachten. Meine kleine Schwester Amany, die schon erfolgreiche Turnier-Reiterin ist und mit 13 Jahren gerade in dem Alter ist in dem ich Gaby gespielt habe, hat sich schon so auf mich gefreut und hat sogar ein altes TKKG-Buch mit zum Flughafen gebracht. Die Folge hieß „Alarm im Zirkus Sarani“, eines unserer Lieblingsbücher. Daraus habe ich ihr dann auf dem Heimweg auf dem Rücksitz vorgelesen, während meine Mutter vorne ganz alleine sitzen musste, wie ein Chauffeur. Aber sie kennt unser TKKG-Ritual zu Weihnachten ja auch schon viele Jahre, also war sie nicht sauer und hat hinterher sogar zugegeben, dass sie auch zugehört hat.


Findest du die neuen Geschichten genauso gut wie die alten?

Die neuen Geschichten sind zeitgemäß, an die heutige Jugend und ihren Lebensstil angepasst. Damals gab hes ja keine Handys und die Welt hat sich noch langsamer gedreht. Aber so ist das wohl mit der Erinnerung, denn man sagt ja auch immer, dass früher alles besser war. Die Wahrnehmung war aber auch eine andere, deshalb kann ich nur sagen: Die alten Folgen finde ich ganz toll, vielleicht auch weil ich mit ihnen immer eigene Erinnerungen an meine Jugend verbinde.


Wart ihr Jungdarsteller irgendwie eingeweiht über die Produktion der Hörspiele zum Kinofilm?

Damals gab es ja noch keine Begriffe wie Cross-Marketing, Give-Aways oder Promo-Tour, aber die Hörspiele gehörten einfach dazu. Wir haben insgeheim schon gehofft, dass wir unseren Film „Drachenauge“ dann auch Abends vor dem Schlafen auf dem Kassettenrekorder anhören können und den Wunsch haben sie uns ja auch erfüllt, aber erfahren haben wir es erst als wir die Kassetten nach dem Dreh geschenkt bekommen haben. Da haben die Kinderaugen wieder gestrahlt.


Gaby ist von den Vorlagen her wenig emanzipiert und somit eigentlich das Gegenteil des heutigen Frauen-/Mädchenbildes (siehe Lara Croft, siehe Uma Thurman als „Die Braut“ in „Kill Bill“). Stört dich das?

Das stört mich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, denn so perfekt wie Lara Croft ist ja in Wirklichkeit niemand und durch die ganzen Filme mit den unverwundbaren Superhelden wird den Teenagern von heute eine Welt vorgespielt, die es so natürlich garnicht gibt. Aber hängen bleibt bei den jungen Leuten, wenn auch nur im Unterbewusstsein, dass man nur was zählt, wenn man toll aussieht, einem niemand weh tun kann und man immer gewinnt. Wie soll man denn mit solchen Zielvorgaben und Vorbildern glücklich werden? Das fängt ja schon morgens an, wenn man im Spiegel wieder mal einen Pickel entdeckt – undenkbar bei Lara Croft und Uma Thurman. Aber das ist doch völlig normal. Bis heute bekomme ich Pickel und natürlich immer dann, wenn ich einen wichtigen Drehtag habe. Ich find’s richtig gut, dass die Gaby den Mädchen in der heutigen Zeit Mut macht und ihnen erlaubt, so zu sein, wie sie sind und damit auch zufrieden und glücklich sein können. Niemand sollte unerreichbaren Vorbildern nacheifern. Zumindest sollte man die Helden aus den Filmen nicht allzu ernst nehmen.


Was kann man deiner Meinung nach aus den TKKG-Geschichten lernen?

Die TKKG-Geschichten, damals wie heute, zeigen uns wie wichtig gute Freunde sind. Auch wenn man sich mal streitet. Ein richtiger Freund ist, wer danach drüber reden und auch vergeben kann, denn darum geht es im Leben: Familie und Freunde sind das allerwichtigste. Vor allem wenn man bekannt oder erfolgreich wird merkt man, auf wen man sich wirklich verlassen kann. TKKG kämpft auch gegen Ungerechtigkeit. Ich hasse Ungerechtigkeit und im Alltag setze ich mich für die Schwachen ein, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, aber auch die sind wichtig und ein Dankeschön nach einer guten Tat zu bekommen ist durch nichts zu ersetzen und das schöne Gefühl etwas Gutes getan zu haben kann man auch nicht kaufen.


Was denkst du, woran der mittlerweile über 30jährige Erfolg der Serie liegt?

Die Serie ist immer noch erfolgreich, weil sie einerseits die Tradition der vier Freunde mit verschiedenen Fähigkeiten unverändert fortsetzt, aber trotzdem auch immer mit der Zeit geht und mit den Teenies von heute auf Augenhöhe ist, sie und ihre Probleme versteht und ihnen zeigt, wie man mit guten Freunden Gutes tun kann. Natürlich sind die Abenteuer von TKKG auch gefährlich, so dass man nicht versuchen sollte, sie nachzuleben und dabei sich und andere in Gefahr zu bringen. Aber auch ohne unrealistische Action und übermenschliche Kräfte ist TKKG richtig spannend.


Hast du Rolf Kalmuczak (Stefan Wolf) persönlich getroffen?

Leider habe ich den Autor nicht getroffen, aber vielleicht ist das auch garnicht so schlecht. Denn so kann ich mir die Illusion weiter bewahren, dass die Geschichten vielleicht ja auch garnicht erfunden sind - so wie ich es mir früher immer gerne vorgestellt habe.


War der Dreh eher anstrengend oder lustig?

Sanny van Heteren spielt mit dem GameBoy während einer Drehpause
Während einer Drehpause...

Der Dreh war total lustig, wobei es auch hin und wieder schwer war, die ein oder andere Szene zu wiederholen, denn man muss ja vergessen, dass man es schon mal gemacht hat und bei jedem Mal so tun, als sei es das erste Mal. Manchmal wenn ein Take richtig gut war und er abgebrochen wurde, weil zum Beispiel eine Lampe mittendrin ausgegangen ist, war es schon richtig schade. Aber man lernt schnell wie man professionell arbeitet: Immer das Beste geben und auf den Augenblick konzentrieren, alle vergangenen Takes vergessen. Wenn die Szene im Kasten ist, merkt man wie erleichtert man ist, aber auch wie erschöpft, denn es kostet richtig viel Kraft eine Rolle richtig gut rüberzubringen. In den Drehpausen wars aber manchmal besser als im Zirkus, denn wenn die Anspannung weg ist sind alle total ausgelassen und fröhlich. Das Team war richtig klasse und alle haben sich immer um uns gekümmert. Wir haben zum Beispiel auch jeder einen nagelneuen GameBoy geschenkt bekommen, mit dem wir in den Pausen ununterbrochen Super-Mario spielen konnten.


Gab es Szenen bei denen oft allgemeines Gelächter herrschte und deshalb besonders oft wiederholt werden musste?

Es ist ganz normal, dass der ein oder andere manchmal einen kleinen Lachanfall bekommt, der dann aber auch bald wieder vorbei ist. Aber eine Szene werde ich mit Sicherheit nie vergessen: Als es darum ging, in die Sandgrube zu fallen, war für jeden von uns vier Freunden ein Stuntman bereit, der den gefährlichen Stunt, als Double für uns machen sollte. Aber im jungen Übermut erscheint einem das ja nicht als so gefährlich und vor allem wollte ich diese Mutprobe auf jeden Fall selber machen. Als erste stand ich oben auf der Klippe und musste fünf Meter in den Treibsand runterspringen, die Luft anhalten und warten bis ich ganz im Sand verschwunden war. Ein paar Sekunden ganz im Sand eingehüllt kamen mir vor wie Minuten, aber danach war ich mächtig stolz, den Sprung als erste gemeistert zu haben.


Wie schwer war es, sich den Text einzuprägen, so dass man die Szene flüssig spielen kann?

Am Anfang, beim ersten Lesen des Drehbuchs denkt man: „Oh Gott, wie soll ich das bloß alles auswendig lernen?“ Aber man denkt sich ja in die Rolle rein und nach ein paar Tagen hab ich mich richtig wie Gaby gefühlt. Ich habe meiner Gastmutter in München, bei der ich gewohnt habe, weil meine Familie zu der Zeit ja in Spanien gelebt hat, gesagt, sie soll mich nicht Sanny sondern Gaby rufen, damit ich immer in der Rolle bleiben konnte, so oft es ging. Nach dem Dreh hat es auch tatsächlich fast eine ganze Woche gedauert, bis ich wieder Sanny war. Noch heute kann ich einige Stellen aus „Drachenauge“ auswendig, denn wenn man jung ist, lernt man wirklich fürs Leben.


Wie wurde die TKKG-Bande inszeniert? Zeitgemäß? Oder doch eher ein wenig auf „old school“ getrimmt?

Sanny van Heteren zusammen mit Schauspielhunden
Eine Hundeexpertin?

Damals war die Inszenierung natürlich nach dem technisch aktuellen Stand und bei aufwendigen Szenen waren auch wie heute noch teilweise bis zu hundert Leute am Set. Mal waren es Hundeexperten, mal Stuntleute, je nachdem was an dem Drehtag an besonderen Herausforderungen auf uns gewartet hat. Aus heutiger Sicht würde man manche Sachen bestimmt anders machen und das ein oder andere mag „old school“ wirken, aber damals war alles „up to date“.


Hast du noch Kontakt zu den anderen TKKG-Darstellern?

Meine Kollegen von damals hatte ich aus den Augen verloren, weil ich nach dem Dreh zurück nach England auf das Schauspiel-Internat gegangen bin. Aber Dank Internet und Facebook habe ich vor ein paar Monaten wieder Kontakt zu Tomi bekommen. Wir haben auch telefoniert und von den alten Zeiten geschwärmt.


Konntest du dir inzwischen deine im Interview von 1992 genannten Zukunftspläne erfüllen?

Auszug aus dem Interview von 1992:

„Nach der Schule möchte ich Sprachen in Amerika studieren, um ein Dolmetscherdiplom zu machen. Danach will ich probieren, auf eine Schauspielschule in Amerika zu gehen. Schauspielerin ist mein Traumberuf. Die Ausbildung zur Dolmetscherin mache ich nur zur Sicherheit.“

Das mit Amerika hat ja geklappt und eine richtige Schauspielerin bin ich auch geworden. Dass das klappen wird, habe ich echt schon damals irgendwie gespürt. Der Weg dorthin war nicht leicht und die Sicherheit hat sich als gute Entscheidung herausgestellt, auch wenn ich keine Ausbildung zur Dolmetscherin gemacht habe. Weil ich Spanisch, Deutsch und Englisch spreche, helfe ich befreundeten Regisseuren in Hollywood immer wieder gerne wenn es darum geht etwas zu übersetzen. Mehrere Sprachen zu sprechen zahlt sich richtig aus und eröffnet einem viele Möglichkeiten.


Wie sehen deine aktuellen Zukunftspläne aus?

Im Moment zieht es mich nach fast zehn Jahren in Hollywood nach Deutschland, damit ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann, die mir sehr fehlt und auch wieder von Spanien nach Deutschland gezogen ist. Das werde ich natürlich auch mit meinem Beruf verbinden und vielleicht seht ihr mich ja bald im deutschen Fernsehen oder Kino.

 

Weitere Informationen über Sanny van Heteren

www.sannyvanheteren.com
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