Wer hat TKKG erfunden?

Verfasst von Hauke am 01.07.2010, 07:05 in Interviews, Zum Lesen

Das weiß doch jeder: Stefan Wolf!
Dem ist aber nicht wirklich so. Rolf Kalmuczak alias Stefan Wolf schrieb bis zu seinem Tod alle veröffentlichten TKKG-Geschichten, Erfinder der Vier war er jedoch nicht. Einen Teil der Wahrheit ist in diesem Artikel nachlesbar, dank eines Gesprächs über die Entstehung von TKKG mit Michael Fey, der 20 Jahre TKKG betreut hat.

Bis 1979 verfasste Rolf Kalmuczak fast ausschließlich Thriller. Den Ehrgeiz, sich am Jugendroman zu versuchen, weckte sein damaliger Presseagent, indem er ihn für die Teilnahme an einem Autorenwettbewerb für eine Jugendserie erwärmte: „Wir haben zehn Autoren, recht namhafte. Die machen alle mit“, zitiert Rolf Kalmuczak 2004 im Interview mit Petra Umlauf seinen damaligen Agenten.

Walter Schatz schreibt in den Nürnberger Nachrichten vom 9. Dezember 2006: „Egon Fein ist tot. Der Journalist und Buchautor ist nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren in München gestorben. [...] Er war Erfinder und Produzent der TKKG-Kinderbücher.“ Egon Feins Name ist bei den Pelikanbüchern bis Band 71 im Impressum zu finden. Zuständig war er der Angabe nach für die Gesamtleitung und Textredaktion.

Michael Fey: Egon Fein gehörte zu der Agentur, die hieß mal Ferenczy, aus München. Das war eine sehr große Agentur, die unter anderem Rolf Kalmuczak als Autoren im Petto hatte. Kalmuczak war einer von drei Autoren, die Probemanuskripte für TKKG geschrieben haben. Zwei andere schrieben auch noch für TKKG, bevor die Serie überhaupt an den Markt ging. Die Agentur Ferenczy oder später f-press hatte den Autoren erstmal unter Vertrag – ich glaube für die ersten 20 Bücher. Von Pelikan sind die Rechte abgekauft worden und dann lief alles über den eigenen Verlag.


Hat Egon Fein TKKG erfunden?

Zu der Zeit kann ich nicht viel sagen. Da war ich noch nicht im Verlag. Als Auszubildender habe ich auch noch nicht alles kennengelernt. Ich bin mir nicht sicher, was der Egon Fein wirklich entwickelt hat. Die Charaktere sind damals definitiv von einer Agentur aus Düsseldorf entwickelt worden und auch ein erster Plot. Daraufhin hat diese Autorenagentur Schriftsteller gesucht. Rein rechtlich ist es so, dass das was die Autoren schreiben urheberrechtlich erst richtig geschützt ist, nicht nur die Idee. Wir hatten damals aber einen Vertrag mit Egon Fein, dass die Rechte, die Idee, von Pelikan sind. Das stand immer fünfzig zu fünfzig.


Somit hatte der Autor gewisse Vorgaben und hat nach seinen Vorstellungen die Charaktere ausgebaut.

Richtig. Das ist die Autorenarbeit: Sich solche Dinge auch auszumalen und weiterzuentwickeln. Die sind und bleiben ja nicht immer gleich.


Kaum zu glauben. Derartige Informationen zu finden fällt nicht leicht.

Das war wirklich anders rum und da gibt es auch eine Diplomarbeit von einer Petra Trültsch. Die habe ich damals unterstützt, als ich bei Pelikan war, und dort steht es auch anders drin.


Wusste eigentlich der Verlag, wer sich hinter dem Pseudonym „Stefan Wolf“ verbirgt?

Das Pseudonym hat sich Pelikan ausgedacht.


Sie haben im Mai 1985 an TKKG-Fans ein Manuskript mit dem Titel „Geisel der Gangster“ verschickt. Was war der Hintergrund?

Das war eine einmalige Aktion. Der Hintergrund war der, dass Kalmuczak, der Originalautor krank war, und absehbar, dass er eventuell irgendwann nicht mehr schreiben kann, sodass man überlegt hat – vom Verlag aus – ob man dann nicht einen Ghostwriter draufsetzt. Im Verlag hatten wir zwei-drei Leute, die dann TKKG schreiben mussten. Wir haben die Manuskripte an TKKG-Fans geschickt und gefragt: „Ist das für euch noch TKKG?“ oder „Was fehlt so?“ Es kam eigentlich zurück: „Das ist hundertprozentig TKKG.“


Alle bei Pelikan erschienenen TKKG-Bücher sind aber von Rolf Kalmuczak?

Ja, die sind definitiv alle von ihm.

 

 

Im nächsten Artikel:Welche Schritte durchlief ein TKKG-Buch bei Pelikan? Michael Fey über den Entstehungsweg und TKKG-Bücher anderer Autoren.

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