André Minninger befragten wir im ersten Teil seiner Interviewreihe etwas allgemeiner. In diesem Artikel geht es konkret um seinen Einstieg bei EUROPA.

André Minninger hat 1983 angefangen bei Heikedine Körting im Studio zu arbeiten. Doch schon zuvor war er fleißig und hat sogar bei zwei TKKG-Hörspielen als Sprecher mitgewirkt – sozusagen sein Vor-Debüt.

André erinnert sich gerne an die Anfänge:

Ich habe in meiner Jugend gerade für die EUROPA-Sachen ein Faible gehabt. Bei den drei ??? und den anderen Kassetten hatten die plötzlich so eine tolle Musik. Früher war die anders. Mit den Carsten Bohn Stücken hat alles einen ganz neuen Style bekommen. Plötzlich gab es auch neue Sprecher. Da bin ich voll drauf abgefahren. Da wollte ich unbedingt mitwirken.

Als Schüler habe ich damals bei Heikedine Körting die Türen eingerannt. Dabei war ich sehr bemüht und habe ihr sogar eine Kassette gebastelt: Auf das Tonband habe ich Papierstreifen geklebt und meine Bewerbung geschrieben.

Irgendwann hat sie bei meiner Mutter zu Hause angerufen: „Sagen Sie Ihrem Sohn, er soll morgen um neun Uhr hier antreten.“

Ich hatte einen tollen Aushilfsjob! Ich durfte immer wieder im Studio zuschauen und mich in vielen Bereichen ausprobieren. So wurde ich später zum „Verbesserungsburschen“.


Nach der mittleren Reife war nicht sofort klar, dass André seine Zukunft im Studio Körting sieht.

Auf der Handelsschule habe ich die mittlere Reife abgeschlossen und hatte zunächst ganz andere Pläne. Aber plötzlich war ich so von dem Hörspielwunsch besessen, dass es anders kam. Als die Musterung der Bundeswehr bevorstand, war meine Hoffnung, nicht eingezogen zu werden, weil ich dachte, ich müsse jetzt bei EUROPA dran bleiben. Zum Glück wurde ich nicht eingezogen.


In den Hörspielen Gefährliche Diamanten (Folge 24) und Banditen im Palasthotel (Folge 27) hatte André erste Erfahrungen als Sprecher sammeln können. Die Aufnahmen für die Hörspiele wurden am Stück gefertigt und sogar noch bevor André offiziell bei EUROPA anfing zu arbeiten. In Die Mafia kommt zur Geisterstunde (Folge 30) ist erstmals Andrés Name zu finden. Zuvor versteckte er sich hinter Pseudonymen wie Michael Lampe oder Peter Karstens. Aber warum ist das so? Auch darauf hat André eine Antwort:

Wir konnten früher bei Miller mit einem eigenen Presswerk ohne Anmeldung, manchmal innerhalb von einer Woche, produzieren. Das Band ging raus und sieben Tage später waren die Kassetten im Laden. Die Booklets mussten aber schon eher raus. Sie waren also schon gedruckt und was noch nicht aufgenommen wurde oder wo man nicht wusste, wer was spricht, konnte natürlich nicht angegeben werden. Dann wurde meistens ein Pseudonym genommen. Das erklärt auch, wieso manchmal auch bei bekannten Sprechern andere Namen stehen. Man wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wer es macht. Alles musste sehr schnell gehen. Daher kam es auch vor, dass nicht alle Rollen und Sprecher genannt werden, die im Hörspiel zu hören sind.
Wir haben früher anders produziert. Heute gibt es mehr Vorlauf.


André Minninger ist heute insbesondere für seine Rolle als Ettel bekannt, den er sehr gerne spricht. Ursprünglich wurde er von Hans Meinhardt gesprochen. Auch dazu gibt es einen interessanten Hintergrund:

Ettel war eigentlich auch für Hans Meinhardt, für Dr. Beurmann vorgesehen (er spricht auch den Onkel Titus bei den drei ???). Ich habe mir die Rolle also nicht selbst geschrieben. Als Dr. Beurmann nicht zur Verfügung stand, bin ich eingesprungen. Nachdem ich ihn mehrmals gesprochen habe, sind wir auch dabei geblieben.

Ich finde diesen Namen auch so göttlich. [lacht] Ettel ist ein Running-Gag mit: „Verstanden Inspektor!“ – Herrlich!
Für mich war damals immer das Interessante, warum Ettel Ettel heißt: Ettel war bei uns früher der Begriff für so einen „Kalli“, also einer, der immer so ein bisschen blöd ist. Ettel ist halt nur der Assistent. Daher passt der Name.

Ich wurde schon mehrmals gefragt: „Sag mal, sprichst du das stets oder jedes mal neu ein?“ Meistens sag ich ja nur „Verstanden Kommissar!“ und „Kommen Sie!“. Der Witz ist, dass ich bei den Die drei ??? der Goodween bin. Der sagt auch nur „Verstanden“. Ettel sagt „Verstanden Kommissar“ und Goodween „Verstanden Inspektor“.
Trotz dieser gleichen Sätze freue ich mich jedes Mal aufs Neue auf die Aufnahmen: Selbstverständlich spreche ich für jedes Hörspiel den Text neu ein. Es werden keine Tonkonserven verwendet!


Der Name André Minninger taucht erst relativ spät in den Hörspielen auf, obwohl André schon lange bei EUROPA war. Ein Beispiel dafür ist seine Nennung als Redaktion – neben Hedda Kehrhahn und heutzutage Wanda Osten.

Die meisten glauben, ich hätte erst mit meiner Nennung als Redaktion mit an den TKKG-Hörspielen gearbeitet. Das stimmt aber nicht. Ich musste es mir damals erst verdienen, meinen Namen auf der Kassette wiederfinden zu dürfen.



Im nächsten Teil der Interviewreihe mit André Minninger erfährst du mehr über die Produktionsweise von früher und heute.

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