Folge 105: Vermisste Kids und Killerpflanzen

Folge 105: Vermisste Kids und Killerpflanzen
Medium:
Label:
Erscheinungstermin:
EAN:
MC / CD
EUROPA
10. November 1997
743215105343 (MC) / 743215105329 (CD)
Verwandte TKKG-Produkte

41%

Insgesamt sind 3 Rezensionen des TKKG-Site.de - Teams verfügbar. Die Durchschnittsbewertung beträgt 41%.

Rezensionenübersicht

Unfreiwillig komisch

Eine Rezension von Hauke

Sicherlich war die Katastrophe von Tschernobyl der Ideengeber für diese Folge. Passend hat der Autor sein Kernkraftwerk Fall-Out genannt. Der Erzähler spricht nur „Out“ englisch aus. – Ist das Absicht? Dadurch erschließt sich eine gewisse Doppeldeutigkeit: Zum einen ein Kraftwerk, das ausfällt und zum anderen meint es radioaktiven Niederschlag.

Die Ausgangsidee, ein abgeschaltetes deutsches Atomkraftwerk hätte so viel radioaktives Material in seine direkte Umgebung abgesondert, ist für sich genommen schon hart. Auch dazu der Hinweis, das Gebiet wäre abgesperrt. Übertroffen wird dies noch von der mutierten Vegetation, die unglaubliche Größen annehmen. Das ist unter physikalischen Gesichtspunkten aus vielen Blickwinkeln unglaubwürdig. Auch wenn es Theorien gibt, Radioaktivität hätte auch Mutationen in Evolutionscharakter ausgelöst.

Der Biologe und Gärtner Edmund Bosnickel experimentiert auf dem Boden. Er pflanzt kleine fleischfressende Pflanzen an, die riesig werden und mehr als Insekten benötigen. Wer sich mit der Funktionsweise der genannten fleischfressenden Pflanzen auseinandergesetzt hat, wird sich wohl ebenso wie ich wundern, wie ein solches Monstergewächs eine Hand abbeißen kann.

Klaus Dittmann und Wolfgang Hartmann sind ein herrliches Duo. Der Verrückte und der Dumme werden herausragend gemimt. Die Darbietung erinnert an Frankenstein oder Der moderne Prometheus. Die meisten übrigen Sprecher leisten ebenfalls gute Arbeit. Manchmal gibt es etwas „Overacting“ und es klingt unglaubwürdig. Das schadet dieser Folge jedoch nicht, es macht sie nur noch lustiger.

Mit der technischen Seite bin ich sehr zufrieden. Die Geräusche sind besonders schaurig-schön geraten, klingen doch die Pflanzen wie Esel und anderes Getier. Das Hörspiel enthält eine solide Musikauswahl.

Das Cover passt hervorragend zum Inhalt und hat mich als Kind bereits im Laden gefesselt. Ich musste dieses Hörspiel aus der Masse wählen. Das AKW im Hintergrund ist so weit entfernt, dass die radioaktive Verseuchung noch unglaublicher wirkt.

Fazit
Atomkraftwerke und Radioaktivität sind wegen der Vorkommnisse in Fukushima in aller Munde. Viele fürchten sich davor und genau darauf zielt dieses Hörspiel ab: Leichtgläubige fürchten sich vor den dargestellten Folgen der Atomkraft und dem Ausnutzen der Folgen durch einen gewissen Bosnickel. Mit der hervorragenden Geräuschkulisse weckt dieses Hörspiel Erinnerungen an die verrückte Neon-Gruselserie von EUROPA aus den 80ern. Es bleibt aber nicht spannend unheimlich – trotz des genialen Einstiegs. TKKG ermitteln wie gewohnt, es gibt langweilige „Gangsterdialoge“ und einige Szenen, bei denen die Sprecher nicht überzeugen.

Besonders für junge Hörer enthält das Hörspiel unheimliche, schaurige Elemente. Helle Köpfe, die das Geschehen nicht ernst nehmen, dürften sich köstlich amüsieren. Es handelt sich um die reinste Parodie, die sich selbst ernst nimmt. Das ist unfreiwillig komisch, wie es selbst die Ferienbande nicht schafft. Wer das Ganze ernst nimmt, wird sicherlich die schlechteste Folge seines Lebens hören.

Score
50%
Verfasst am: 25.03.2011