Band 114: Verbrechen im Rampenlicht

Band 114: Verbrechen im Rampenlicht
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj AVANTI
25. April 2011
€ 7,99 [D] | € 8,30 [A] | CHF 14,50 (UVP)
978-3-570-17033-5
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95%

Insgesamt ist 1 Rezension des TKKG-Site.de - Teams verfügbar. Die Durchschnittsbewertung beträgt 95%.

Rezensionenübersicht

Revival: Tim, eigentlich Peter Carsten

Eine Rezension von Hauke

Aktuell werden bei den Büchern Themen behandelt, die es nur in der Computerspielreihe von Tivola gab. Hier entspricht es am ehesten der CD-ROM „Film ab!“, bei der es ebenfalls um die Produktion von TV-Formaten geht. TKKG erfahren einiges darüber. Das Buch handelt konkret von Castingshows. Tim macht bei einer mit, die ihm und seinen Freunden zweifelhaft erscheint und schnell sind TKKG in einem heißen Fall verwickelt.

Es ist schön wieder mal einen Gruppenraum im Internat zu erleben, außerhalb der Werke von Rolf Kalmuczak. Ein absolutes Novum sind die Heimschülerinnen am Internat: Nun wohnen auch Mitschülerinnen von TKKG in eigenen Buden direkt vor Ort. Bis zu diesem Band wurde nie erwähnt, dass das Internat Mädchen beherbergt. Im Gegenteil: Als Heimschüler nahm das Internet nur Jungen auf – die Mädchen kamen morgens aus der Stadt. Jetzt gibt es seit Kurzem einen Neubau für Mädchen. Da sollte Herbert Friedmann eingeschaltet werden, damit er das künftig berücksichtigt. In der Neuausgabe des zweiten Bandes wird wie in der Erstausgabe gesagt, nur Jungen dürften im Internat wohnen. Da TKKG seit der ersten Neuausgabe 14 sind (und nicht 13), ist so ein „vor Kurzem“ problematisch.

Wie in frühen Werken hat Tim unliebsame Mitschüler, die absichtlich eine Konfrontation mit ihm suchen. Das gefällt nicht nur, weil es an frühere Werke erinnert, sondern ein ganz normales Unterfangen an einer Schule darstellt. Dabei hat Tim Probleme wie früher: Er wird verpetzt und sein Abhauen vom Internat wird bemerkt, wofür er natürlich eine Strafe erhält. So wie hier wurde Tim noch nie vom Schulleiter bestraft.

Gut hat mir der Bezug zu früheren Fällen gefallen: Das Schokoladenmuseum der Sauerlichs wird samt einiger der Attraktionen erwähnt und obendrein Bad Finkenstein mit seinen UFOs. Dazu gesellt sich die Fortsetzung zum Buch „Die rasende Hängematte“, jenes schriftstellerische Werk, das bei der „Nacht des Überfalls“ den entscheidenden Hinweis lieferte zur Auflösung des Falls. Damit aber nicht genug: Wie bei Corinna Harder treten Figuren aus früheren Werken erneut auf und Tim wird rot, wenn Gaby ihn küsst.

Tim stellt sich übrigens als Peter Carsten vor, der Tim genannt wird, nach seinem Großvater Timotheus. Alles beim Alten? Ich schätze einfach mal, das Lektorat hat nicht aufgepasst, denn bei den Neuausgaben gibt es nur noch einen Tim Carsten. Ebenso ergeht es mit Tims schwarzen Locken. Bei Friedmann sind sie immer dunkel oder dunkelbraun. Rolf Kalmuczak hat sie zunächst immer als dunkel beschrieben und nur selten als schwarz, meistens als braun (später immer).

Bisher war es immer so, dass die Sauerlich Schokolade nicht unter dem Namen Sauerlich vertrieben wurde (wegen des unpassenden Familiennamens). In diesem Band ist die Rede von der Sorte „Sauerlich Joghurt-Crisp Light“. Dies lässt das Gegenteil vermuten, zumal Klößchen auf Seite 84 sagt: „Willi Sauerlich. […] Wie die Schokolade.“

Karl Vierstein nimmt eine deutlich größere Rolle als üblich ein. Er ist der technische Erfinder und Hacker. Seine Eltern sind beide wissenschaftlich angehaucht und besuchen gemeinsam Vorträge. Wie bei André Kussmaul in Band 112 ist Karls Zimmer unordentlich, wohingegen bei Rolf Kalmuczaks Karl alles seinen Platz hatte und somit alles ordentlich war, ohne die Notwendigkeit einmal aufräumen zu müssen. Das ist im zum Beispiel im 119. TKKG-Hörspiel nachhörbar.

Klößchen nimmt Karls Kalmuczak-Part ein: Er hat einen Dietrich, mit dem er Türen öffnet. TKKG halten sich wie beim ersten Autor nicht immer an das Gesetz.

Adelholzner ist der erste Autor, der an Rolf Kalmuczaks Ära ab 2000 anschließt – im Sprachgebrauch zumindest. Beispielsweise wird Tim als „TKKG-Häuptling“ bezeichnet. Gaby nennt ihren Vater somit endlich wieder „Papi“, wie beim ersten „Stefan Wolf“. Bei André Kussmaul war es stets „Paps“ und bei Veronika Hampl „Papa“. „Häuptling“ und „Papi“ gibt es sonst nur bei Corinna Harder.
Es gibt ebenfalls Moralpredigten und den Aufruf, die Zeit nicht nur vor dem Fernseher zu verbringen. Anders als bei Kalmuczak geht Adelholzner differenzierter vor und hat Argumente für beide Seiten und nicht ausschließlich eine Stammtischmeinung.

Wie beim ersten TKKG-Autor wird das Element der Vorhersehung genutzt: Der Erzähler setzt den Leser zu, indem er Schlimmes vorhersagt. Das steigert am Ende eines Kapitels enorm die Spannung.

Fazit
Bernd Adelholzner greift viel Bekanntes auf, bricht mit den Neuausgaben (Peter Carsten) und referenziert wie Corinna Harder vergangene Fälle. Der Schreibstil und die Atmosphäre sind unverkennbar und sie brechen teilweise mit denen der anderen Autoren. Das ist bei den TKKG-Autoren Herbert Friedmann, Veronika Hampl und Co nicht anders. Aufgrund der Vielfalt der Autoren (und vielleicht wegen des Lektorats, das darauf nicht achtet,) sind die neuen Bücher nicht besonders stark aufeinander abgestimmt. TKKG bietet damit aber auch deutlich mehr Vielfalt und Abwechslung.

Dieses Buch ist kein absoluter Volltreffer, weil TKKG gesetzeswidrig handeln und die Kontinuität zur Serie (Neuausgaben) nicht ganz stimmig ist.

Trotzdem ist die Geschichte packend, anders und Tim auf einem hohen Niveau, zwischen Kalmuczak und Kussmaul einzuordnen. Er kann was, ist hilfsbereit, hat aber auch Pech. Zwischendurch gibt es ordentlich was zum Lachen und nach dem actiongeladenen Finale, freut sich der Leser wie die Protagonisten über das Ende.

Score
95%
Verfasst am: 27.04.2011