Band 041: Spion auf der Flucht

Band 041: Spion auf der Flucht
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ISBN:
Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15040-5
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87%

Insgesamt sind 2 Rezensionen des TKKG-Site.de - Teams verfügbar. Die Durchschnittsbewertung beträgt 87%.

Rezensionenübersicht

Lieber Auspuffmief als radioaktiv

Eine Rezension von Hauke

Dieser Fall dreht sich um Ludwig Dröselhoff, der für den weltgrößten Computerhersteller arbeitet, dessen Forschungsergebnisse in Gefahr sind. Ihm lauern Schläger auf und sogar Spione. Doch er weiß sich zu wehren. Die TKKG-Bande stolpert in die Sache hinein, weil sie einen guten Draht zu ihrem Zeichenlehrer haben, der den Diebstahl von Dröselhoffs wichtigen Unterlagen beobachtet.

Ich liebe Kalmuczaks Erzählstil. Er ist stets von der Meinung des Autors eingefärbt. Dies liegt insbesondere an den Adjektiven. Ein Beispiel:

Im Garten wuchsen Obstbäume. Das Unkraut gedieh. Lattmann, der richtigerweise nicht einsah, wieso Unkraut bekämpft wird, hatte es zu nützlichen Pflanzen ernannt. Kein Wunder, dass der Anblick seines naturbelassenen Gartens geradezu prächtig war.

Der Witz ist stets zur Stelle bei den vielen Beobachtungen des Autors bzw. Erzählers:

Ziemlich viel Staub lag herum, wie Gaby feststellte. Aber dazu hatte Lattmann sicherlich dieselbe Einstellung wie zum Unkraut.

Immer häufiger liefert der Erzähler Kommentare zu dem, was noch folgt. Im ersten Kapitel gibt er bei einer Beschreibung den folgenden Hinweis, der den jungen Leser auf das Detail aufmerksam macht, das Gedächtnis anregt, Vorfreude und somit zugleich Spannung erzeugt: „[…], was später noch von erheblicher Bedeutung sein sollte.

Stilistisch gibt es auch einige Kniffe. So werden Formulierungen wieder aufgegriffen, um den Anfang und das Ende einer Konfrontation zu kennzeichnen:

[…] lieber Auspuffmief als radioaktiv.
[…] lieber Abflug auf die Schnelle als Polizei auf die Pelle.

Die Emanzipation ist bei Rolf Kalmuczak alias Stefan Wolf ein zweischneidiges Schwert: Zum einen darf Karl die Einkaufstüten tragen – obschon sie keine Belastung für Gaby wären. Dies nennt sich ritterliches Verhalten. Zum anderen überträgt Gaby Karl die Verantwortung, Tee zu kochen. Dies hebt der Erzähler hervor und will somit das damals moderne Hausfrauenbild aufweichen, welches 1987 im Umbruch war.

Der Autor bedient viele Klischees. Außerdem ist das Buch durchzogen vom Zeitgeist des Jahres 1987: „Penner“ und Gastarbeiter am Bahnhof – zusammen mit Taschendieben. Chemiebetriebe sondern Giftwolken ab, Benzin enthält noch Blei, Waschpulver ist mit Phosphor versetzt und die Staatsfeinde (Terroristen) stehen täglich namentlich in der Zeitung. Schlechte Westernfilme laufen im Kino. Die Zeit um 1987 muss wahrlich ungesund gewesen sein. Bei all den Giften und Schadstoffen der Industrie …

Das Waldsterben war in den 80ern ein großes Thema in Deutschland. Dies greift der Autor natürlich auf, soll Bayern damals doch besonders durch den sauren Regen „made in GDR“, betroffen gewesen sein.

Insgesamt kritisiert Kalmuczak massiv die Politik (schwachsinnige Entscheidungen, weil Politiker in Führungspositionen zu alt sind) und die Industrie (Weha Menschfeind AG). Neue Entwicklungen, wie Computer, nimmt er aber durchaus positiv auf. Er nennt dabei neue Möglichkeiten, wie die durch Computertechnik ermöglichte umweltverträgliche Wiederverwertung von Müll.

Den größten Reiz macht bei diesem Buch die Handlung aus, die ohne TKKG stattfindet, oder die vielen Erzählerparts. Auf der TKKG-Seite gibt es dennoch gewisse Entwicklungen: Tim kauft sich ein neues Rennrad: Das Nachfolgemodell – gleich im Aussehen, technisch dafür ausgetüftelter. Tim und Gaby sind schon lange ein festes Paar. Noch nicht so lange mutiert Tim zum Superkämpfer. In diesem Band mixt er Judo, Jiu Jitsu und Ringkampf. Das Interesse des Autors am Boxen (vgl. Interview von 1988) tritt bei diesem Buch und innerhalb der Serie zum zweiten Mal in Erscheinung, indem er erneut einen Boxer benennt. Natürlich auch dadurch, dass Tim Ringkampffähigkeiten hat.

Klößchen kombiniert korrekt: Er macht eine gute Beobachtung und schlussfolgert mit solidem Fachwissen. Später träumt er noch einen Hinweis, der große Bedeutung hat. Um das zu verstehen, sollte man das Buch gelesen haben. Es ist sehr unterhaltsam!

Fazit
In diesem Band liefert der Erzähler einen tollen Satz nach dem anderen ab. Seine persönlich stark eingefärbte Sichtweise und sein allumfassender Ein- und Weitblick sowie die präzise, aber umgangssprachlich und lustig kommentierten Beobachtungen machen gewaltig Spaß. Ein sehr humorvolles Werk, mit vielen schönen Stilmitteln. Gekonnt wiederholt der Autor bestimmte Worte oder Sätze mit ausgetauschtem Inhalt aber gleicher Form. Nach einer längeren TKKG-Lesepause bin ich wieder total dem TKKG-Fieber erlegen. Das Buch kann ich nur empfehlen.

Score
100%
Verfasst am: 09.01.2011