Band 066: Freiheit für gequälte Tiere

Band 066: Freiheit für gequälte Tiere
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15065-8
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70%

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Rezensionenübersicht

„Liebe macht blind“

Eine Rezension von Hauke

Dieser Band steht – wie der Titel schon verrät – ganz im Zeichen des Tierschutzes. Konkret geht es um Tiertransporte unter schrecklichen Bedingungen. Der Hintergrund: Kostensenkung. Mehr Tiere auf einmal Transportieren, sodass sie sich gegenseitig verletzen, Erstickungsgefahr und vieles mehr, statt kurzer Transporte zu nahe gelegenen Schlachthöfen mit genug Platz im Laderaum sowie ein weiterer Transport mit Kühlfahrzeugen lautet das Credo der Transporteure.

Wer sich ein wenig mit dem Thema befasst, weiß von den vielen Änderungen seit 1992. Es hat sich einiges verbessert – auf EU-Ebene. Natürlich gibt es weiterhin viele Lücken und Nachbesserungsbedarf aus Tierschützersicht.

Dieses Buch bildet keine Ausnahme bei der Anteilnahme des Zeitgeistes. Die Tschechoslowakei gibt es seit 1993 nicht mehr und heutzutage kaufen vormittags auch Männer ein. Die Frauenklischees treten deutlich hervor: Wenn eine Vertreterin des weiblichen Geschlechts beispielsweise einen Weg korrekt beschreibt, dann nur, weil es einen glaubhaften Grund dafür gibt. Weiterhin wird über Politiker hergezogen: Tim spricht von „[…] politischen Minderleister mit ihrem Kleinhorizont und ihrer Wählergunst-Geilheit.

Allgemein sind diverse harte Sprüche zu finden – typische Stammtischaussagen. So was hat heute in einem Kinderbuch nichts zu suchen. Für mich sind die Bücher ein Zeitwerk und dienen der Belustigung und spannenden Unterhaltung. Aus diesem Gesichtspunkt und der Möglichkeit Stammtischmeinungen zu erkennen und scherzhaft aufzunehmen, kann ich damit leben und mich drüber lustig machen.

Die vielen fetzigen Dialoge sind sehr unterhaltsam. Klößchen bekommt auch sein Fett weg – ohne beleidigend wirkende Sprüche. Es wird auf die Schädlichkeit der Schokolade in großen Mengen hingewiesen und die offensichtlichen Folgen bei Klößchen (Fettleibigkeit).

Der Autor nutzt besonders sprechende Namen. Ein immer nach Jauche riechendes Dorf heißt Jauchenborn und TKKG nehmen beispielsweise jedes Jahr im März an der Froschrettungsaktion „Liebe macht blind“ teil.

Dieses Aktionsmotto scheint ebenfalls auf TKKG zuzutreffen: Am Ende gibt es eine höchst illegale Befreiungsaktion von TKKG. Doch bereits zuvor versuchen die Freunde kriminell vorzugehen – für den Tierschutz. Einmal erhält Tim eine Standpauke. – Zurecht. Von der abschließenden Aktion darf Gabys Vater, Kommissar Glockner, offiziell nichts wissen. Als ich das Buch mit zehn Jahren zum ersten Mal las, fand ich das alles aufregend und legitim. Diese Manipulation des Lesers finde ich nicht gut, besonders nicht bei der Zielgruppe.

Es gibt einen starken indirekten Aufruf an den Leser, sich für den Tierschutz zu engagieren. Dabei wird der Schulweg vorgeschlagen: Schüler für den Tierschutz begeistern, auf dass sie ihre Eltern nerven und somit der Tierschutz bei den Wählern und später auch in die Politik vordringt. Sozusagen eine Revolution von unten. Ein schöner Appell. Schade sind die negativ belasteten TKKG-Vorbilder.

Die Innenillustrationen haben mich teilweise ganz stark begeistert. Die Darstellung von Licht und Schatten ist hervorragend und geradezu als Stilelement eingesetzt worden. Ein großes Lob an den Illustrator Reiner Stolte!

Fazit
Als Zielgruppenleser hat mich das Buch schockiert und besonders das für mich offen wirkende Ende mitgenommen. Bei anderen TKKG-Geschichten ist am Ende alles abgeschlossen. Hier wird explizit auf die fortlaufende Misshandlung von Tieren hingewiesen, wodurch mir einiger Stoff zum Nachdenken und Recherchieren geboten wurde. Auch der indirekte Aufruf selbst aktiv zu werden finde und fand ich sehr positiv.

Als älterer Leser fallen mir viele Klischees und nicht (mehr) zeitgemäße oder zweifelhafte Textstellen auf, die ich bei TKKG heute mit Belustigung lese, aber durchaus junge Leser in eine zu einfache Denkweise lenken könnten.

Es gibt somit viel Licht und Schatten. Der Fall bleibt schockierend und packend bis zum Schluss. Viele Verbrechen laufen ineinander und es gibt wie gewohnt Zufälle. Insgesamt bleibt ein guter Eindruck.

Score
70%
Verfasst am: 03.04.2011