Band 110: Die Makler-Mafia

Band 110: Die Makler-Mafia
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Gebundenes Buch, 176 Seiten, 12,2 x 18,8 cm
cbj
30. März 2009
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15127-3
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Zum Hörspiel:

85%

Insgesamt ist 1 Rezension des TKKG-Site.de - Teams verfügbar. Die Durchschnittsbewertung beträgt 85%.

Rezensionenübersicht

Ein Buch wie von „Die drei ???“

Eine Rezension von Hauke

Nachdem erstklassigem 111. TKKG-Buch hat mich das TKKG-Lesefieber gepackt – in umgekehrter Reihenfolge. „Die Makler-Mafia“ ist das zweite TKKG-Buch aus der Feder von André Kussmaul. Von der Hörspielumsetzung des Buches bin ich wenig begeistert, das Buch hat mich hingegen positiv überrascht. Noch nie ist bei TKKG eine derart düstere Thematik wie der Tod so gut verarbeitet worden!

Doch zunächst zum Inhalt, beziehungsweise Klappentext:
„Als Tim, Karl, Klößchen und Gaby zu einem Konzertbesuch aufbrechen wollen, erreicht sie ein telefonischer Hilferuf von Klößchens Oma. Ängstlich und eingeschüchtert berichtet die alte Dame den TKKG-Freunden von unheimlichen Ereignissen, die sich jede Nacht um und in ihrer Villa abspielen. Und auch auf den Grundstücken von Oma Rosalindes Nachbarinnen geschehen merkwürdige Dinge. TKKG begeben sich auf Spurensuche …“

Beim cbj scheint der Fehlerteufel sich es bequem gemacht zu haben. Ein weiteres Buch, welches einen anderen Klappentext als in der Vorankündigung hat, aber immer noch inhaltlichen Fehler aufweist.

TKKG sind nicht auf dem Weg zu einem Konzert. Karten für eines erhalten sie erst zum Schluss als Belohnung. Außerdem wird TKKG nicht von Oma Sauerlich in den Fall persönlich gezogen, sondern über Klößchen, der telefonisch von seinem Vater informiert wurde. Wie man sich anhand des Titels denken kann, hat der Fall etwas mit Immobilien zu tun und alten alleinstehenden Damen, die in üppigen Villen leben. Nach einem unheimlichen Abend am Hexenbrett glauben Klößchens Oma Rosalinde und ihre drei Freundinnen verflucht zu sein, denn allerlei gruseliges geschieht bei ihnen.

Die Gruselsequenzen sind derart intensiv, wie ich sie bisher nicht von TKKG, sondern von Serien wie „Die drei ???“ oder „Fear Street“ gewohnt bin. Es bleibt aber alles im Rahmen, sodass Leser ab 9 Jahre keine Albträume erleiden sollten. Anders als bei den bekannten Detektiven aus Rocky Beach gibt es immer zeitnah eine Entmystifizierung des Ganzen und nicht erst zum Schluss. Eine Besprechung des Falles wird am Ende zwar abgehalten, aber da die Lösung bekannt ist, wird besagte Szene auf die Ausgabe einer Belohnung beschränkt. Die fällt üppig aus: Backstagekarten für ein Konzert von „Shadows“, einer Indie-Rockband für die Gaby schwärmt.

TKKG ermitteln wie schon bei der ersten Geschichte von André Kussmaul nicht in der TKKG-Stadt, sondern in Norddeutschland. Denn dort wohnt Klößchens geliebte Oma. Genau dieser Wechsel des Ermittlungsortes sorgt für zwei Ungereimtheiten. TKKG fliegen eine Stunde lang zur Großstadt nach Norddeutschland. Somit muss die Millionenstadt in der TKKG leben ziemlich weit südlich in Deutschland liegen. Noch auf dem Flughafen in der TKKG-Stadt hört Gaby ein Gespräch von einem Mitglied der später überführten Verbrecherbande mit. Ungeklärt ist, was besagtes Mitglied in der TKKG-Stadt sucht. Ebenso merkwürdig ist Karls Aussage, sein Vater kenne einen Professor an der Universität, der ihnen bei Recherchen hilfreich sein könne. Später besuchen TKKG Professor Hübner sogar an der Uni. Dies legt den Schluss nahe, dass Karl mit „Universität“ nicht die hiesige der TKKG-Stadt meint, sondern die der norddeutschen Großstadt. Die TKKG-Freunde werden wohl kaum innerhalb ihres dreitägigen Aufenthalts in Norddeutschland für den einen Besuch zurück in die Heimatstadt geflogen sein …

Den Ungereimtheiten trotzt der Autor mit seinen Kenntnissen über die TKKG-Serie. Oskar erhält seine Lieblingsspeise (gebratenes Hähnchen), Gaby wird Pfote genannt, Tim Häuptling, Klößchen isst gerne und Karl weiß eine Menge (aber nicht alles). Typische Phrasen und Verhaltensweisen von TKKG, die es bei Rolf Kalmuczak (Stefan Wolf) ständig gab, werden aufgegriffen: Gaby pustet sich Haare aus dem Gesicht, Tim joggt morgens und ist in Mathe fit, genauso wie Karl, der seine Nickelbrille wie gewohnt putzt. Oskar springt bei der Begrüßungszeremonie wie ein Gummiball Tim an und wird im Buch immer wieder mit seinen Tätigkeiten erwähnt. Lediglich bei den Ausflügen von TKKG wird kein Grund genannt, warum er nicht dabei ist.

Tims Sportlichkeit und Kampfmut wird glaubwürdig dargestellt. Karl und Klößchen nehmen mehr Raum ein und Karl übernimmt sogar einmal die Initiative. Die Freunde müssen physisch viel schieben oder ziehen. Einmal sogar Klößchen. Deshalb gibt es Sticheleien wegen des Abseilens vom Internat (mit der Ungereimtheit, dass Klößchen eigentlich eine Strickleiter verwendet). Die Rollenverteilung ist besser gelungen als bei Stefan Wolf. Lediglich Gaby tritt etwas in den Hintergrund. Ihr „Paps“ kommt der TKKG-Bande nicht zur Hilfe. Im Mittelpunkt steht eigentlich Klößchen, der sich sehr um seine Oma sorgt. Da verschlägt es ihm glatt den Appetit und auch die Lust, Witze zu reißen.

Gefühlsmäßig ist der Großteil des Textes keine wörtliche Rede oder Auswüchse davon im Erzählerpart. Der Teil des allwissenden Erzählers überwiegt subjektiv. Dieses Buch lebt daher nicht so sehr von seiner Lebendigkeit als vielmehr von den gruseligen und manchmal auch komischen Momenten, die spannend inszeniert sind. Für meinen Geschmack hat André Kussmaul anfangs allzu oft das Wort „brabbeln“ verwendet. Insgesamt gefällt mir seine Ausdrucksweise jedoch. Sie ist modern, kommt aber ohne Jungendsprache aus. Die vom Autor eingesetzten Stilmittel wissen zu gefallen. Sehr schön finde ich die Idee, Oma Sauerlich nicht direkt ihr Erlebnis schildern zu lassen, sondern in genau dem Bereich ein Kapitel zwischenzulegen, welches aus der Sicht des allwissenden Erzählers das Geschehene darlegt. Insgesamt gibt es somit zwei Szenen mit Oma Sauerlich, die zeitlich vor der ersten mit TKKG liegen.

Neben den Kapiteln mit TKKG und Oma Sauerlich gibt es einen kleinen Handlungsstrang über den Yuppie Armin Kahlbach, der TKKG-klischeemäßig natürlich sofort als „böse“ abgestempelt wird. Die Schilderungen sind spaßig und unheimlich. Es sind keine Gangsterdialoge, da nichts von den Absichten der hinter all dem steckenden Ganoven verraten wird. Erst nach mehr als der Hälfte des Buches kommt es zum Zusammentreffen von Armin und der Verbrecherbande und somit zum ersten Gangsterdialog, von denen es insgesamt nur drei gibt. Diese sind tatsächlich nötig, um den Leser umfassend über das Motiv des Anführers der Bande und seiner Assistentin zu informieren. Die TKKG-Freunde selbst erfahren nicht allzu viel von den wahren Hintergründen, zum Beispiel die Entstehungsgeschichte der verbrecherischen Organisation.

Das Cover zeigt eine Szene, die es im Buch nicht gibt. Vermutlich wieder ein organisatorisches Ergebnis: Titel, Klappentext und Cover waren vor dem Manuskript fertig.

Fazit
Ein außergewöhnliches TKKG-Buch, welches unheimlich daherkommt und von denen die Motive der Verbrecher ungewöhnlich – aber gut – gerechtfertigt werden.
Die Folgen der verbrecherischen Taten sind ungewöhnlich hart: ein Fall für die Psychiatrie (vorübergehend) sowie ein Todesfall. Gerade die Intensität des Geschilderten macht den Reiz des Buches aus und die (für TKKG-Verhältnisse) ausgesprochen guten Motive der Verbrecher.
Insgesamt ein Buch das wie ein Fall der drei ??? daherkommt, jedoch im typischen TKKG-Mileu. Echtes Ermitteln und Kombinieren inklusive!

Score
85%
Verfasst am: 13.01.2011