Band 016: X7 antwortet nicht

Band 016: X7 antwortet nicht
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15015-3
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82%

Insgesamt sind 2 Rezensionen des TKKG-Site.de - Teams verfügbar. Die Durchschnittsbewertung beträgt 82%.

Rezensionenübersicht

Tarzan, der ultimative Kombinator

Eine Rezension von Hauke

Der Klappentext des omnibus Taschenbuchs beschreibt den Inhalt perfekt. Klößchens neue Kamera wird gestohlen und TKKG verfolgen den mutmaßlichen Dieb. Bei einem geplanten Ausflug in den Teufelswald wollen die vier Freunde eigentlich Wildkatzen beobachten, doch Oskar buddelt vier Mörsergranaten aus. Tarzan schaltet sofort und bringt seine Freunde aus dem Gefahrenbereich. Nachdem sie die Polizei informiert haben und wieder am Fundort sind, fehlt von den Granaten jede Spur. Die TKKG-Bande nimmt es mit zwei Verbrecherparteien auf.

Heute, mehr als zehn Jahre nach dem ersten Lesen der Bücher, fallen mir weitere kontinuierliche Züge innerhalb der TKKG-Serie auf. Von Fehlern bei den Beschreibungen abgesehen ist das Personal des Internats stets das gleiche. Nur die unterrichtenden Lehrer und die Mitschüler wechseln. Der Schulleiter Dr. Freund bleibt derselbe. Seine Sekretärin tauchte bereits in einem früheren Band auf und wird wie ehedem beschrieben. Die einzige Person, die fest zum Internat gehört, aber nicht genannt wird, ist Hausmeister Mandl. Das liegt darin begründet, dass weder Tarzan noch Klößchen vom Internat türmen müssen.

28 Prozent des Buches sind Gangsterdialoge. Diese nehmen vom zehnten Kapitel einmal abgesehen stets den zweiten Teil eines jeden Kapitels ein. Dies erinnert ein wenig an die TV-Serie „24“, da es nach dem gleichen Schema abläuft. Was aktuell passiert und wissenswert ist, wird aus der einen oder anderen Perspektive geschildert. Der Anteil der Gangsterdialoge ist gar nicht so schlimm, jedoch die hohe Anzahl zur Mitte des Buches. Es fühlt sich zu der Zeit an, als ob TKKG in dem Buch nur die Hälfte einnehmen würden. Eine Seite Gangsterdialog am Ende eines Kapitels kann eine unglückliche Wirkung haben.

Der Schreibstil von Rolf Kalmuczak gefällt mir – wie immer. Besonders gut finde ich erneut eine Kapitelüberleitung. In der wörtlichen Rede sagt ein Gauner am Ende eines Kapitels, dass es um 23:00 Uhr schön dunkel wäre. Das nächste Kapitel beginnt der Erzähler mit der Aussage, es sei bereits um 22:00 Uhr dunkel.

Weniger gefallen haben mir die Prophezeiungen des Erzählers. In den vorherigen Büchern gab es maximal eine, hier sind es drei. Das Buch beginnt und endet mit einem Erzählteil, der suggeriert, der Erzähler wäre eine Person, die einem die Abenteuer der vier Freunde nacherzählt. Zunächst sagt er, wie harmlos TKKG-Fälle beginnen und zum Schluss teilt er dem Leser feierlich mit, dass die vier Freunde wieder einmal einen Fall gelöst haben. Mir bevorzuge es, wenn der Erzähler genau solche Sätze weglässt und nur schildert, wie die Verbrecher bestraft werden.

Das Alter des Buches liest man aus nahezu jeder Seite heraus. In diesem Fall spielt ein Fotoapparat eine wichtige Rolle und alles darum beschriebene entspricht nicht dem heutigen Stand der Dinge. Auch werden viele veraltete Begriffe genannt und z. B. das Wort „Weib“, welches nicht abfällig gemeint zu sein scheint.

Der Autor kritisiert zum ersten Mal die Industrie, indem er ihr die Schuld an verseuchten Böden gibt. Weiterhin gibt er dem Leser auf den Weg sich von großen Industrieansammlungen wegen giftiger Gase fernzuhalten und in der Familie auszuhelfen, zum Beispiel mit Gartenarbeit.

Die Geschichte hat mir gut gefallen. Tarzan muss kaum gewalttätig werden. Das ist gut. Es gibt leider eine völlig überflüssige Szene: Tarzan fährt einem 18-jährigen Zwölftklässler über den Fuß und schlägt ihm die Zigarette aus dem Mund, weil er „Grüßt mir die süße Gaby!“ gerufen hat. Das ist in der Tat unverschämt von Tarzan und selbst Klößchen heißt das nicht gut. Zurecht!

Bis auf diese Ausnahme läuft alles in geregelten Bahnen. Tarzan hat in diesem Buch seinen ersten Kombinationsanfall, bei dem er alle Ereignisse verbindet – und zwar korrekt. Das ist natürlich – wie später auch – etwas weit dahergeholt. Interessant ist Seite 180. Da schreibt der Autor wie Tarzan mit Judo den Gegner niederstreckt – dabei ist es ein Karateschlag. Ein Widerspruch in sich.

Die TKKG-Freunde haben alle ihnen zugeschriebenen Eigenschaften. Besonders auffällig bei diesem Buch ist Gabys gute Menschenkenntnis: Sie merkt u.a. an der Körperhaltung, ob Menschen sich kennen.

Ganz wunderbar hat mir die Freizeitgestaltung von TKKG gefallen. Ob ein Kartenspiel, ein Fernsehabend, ein Kino- oder Freizeitparkbesuch: Die vier vom TKKG werden kindgerecht dargestellt und die Schilderung des Holiday-Parks sorgt für tolle Ferienstimmung!

Klößchen will mit seinen Freunden in einen Zoo in Straubing in Niederbayern, um sich Wildkatzen anzusehen. Den Zoo gibt es heute noch, Wildkatzen gibt es in diesem aber nicht mehr.

Die Illustrationen und das Cover gefallen mir. Im Buch sind die Uniformen und der abgebildete Geldtransporter grün und nicht blau / grau.

Fazit
Der Buchtitel wird von einem Hauptakteur der Geschichte in den Mund genommen und passt ganz hervorragend, denn die Geschichte strebt kontinuierlich auf den Part zu, in dem sich X7 nicht mehr meldet. Alles kommt geradlinig daher. Tarzans Brainstorming ist überaus beeindruckend und sein erster Karateschlag ebenfalls. Die Geschichte überzeugt und ein Teil der Verbrecher wird sogar sympathisch dargestellt. Die Figurenzeichnung ist noch nicht vollends schwarz-weiß! Es gibt auch Verbrecher mit Gewissen. Dafür sind Gesetzesübertreter stets an ihren roten oder rötlichen Haaren zu erkennen.
Insgesamt ein tolles Buch, welches mit einer tollen Atmosphäre und der Freizeitgestaltung von TKKG punktet, aber unter Tarzans unglaubwürdiger Kombinationsgabe leidet.

Score
85%
Verfasst am: 12.09.2011