Corinna Harder
Corinna Harder

Am 25. April 2011 erschien mit »Das Biest aus den Alpen« Corinna Harders zweites TKKG-Buch. Dies war der Anlass für ein weiteres Interview mit der Autorin, bei dem es um die Vorbilder des neuesten Abenteuers geht, Anspielungen auf alte Fälle und das Schreiben an sich.

Warum gibt es bei TKKG keine Erklärungen in Klammern mehr?

Ins Manuskript von Band 111 (»Millioncoup im Stadion«) hatte ich durchaus einige Erklärungen in Klammern eingebaut. Allerdings sind diese im Zuge des Lektorats gestrichen worden. Auch beim »Biest« habe ich noch einmal einen Versuch gestartet und verschiedene Begriffe genauer erläutert. Doch auch diese fielen dem Rotstift zum Opfer.


Planst du im Vorfeld den zeitlichen Ablauf, also wie lange der Fall geht, an welchen Wochentagen was passiert? Oder ist das mehr Zufall?: An einem bestimmten Tag starten und dann einfach immer die Nächte vergehen lassen, wie es gerade passt?

Ich lasse die Entwicklung der Handlung beim Schreiben ein bisschen auf mich zukommen. Selten sind meine Bücher von Anfang bis Ende starr durchgeplottet. Ich mach’s so, dass es am Ende wieder passt. Ich werfe auch schon mal was komplett um, wenn ich eine neue, zündende Idee habe oder etwas gar nicht passt.

Als ich dem Verlag das Exposé im Herbst 2008 vorstellte, gab es noch einen ganz anderen Ablauf.


Band 115 ist mystisch, unheimlich angehaucht. Das erinnert an die drei Detektive aus Rocky Beach und ist tendenziell untypisch für TKKG. Warum mal ganz anders?

Schon als Kind hatte ich ein Faible für alles Spannende, Mystische, Geheimnisvolle. Ich wuchs im Odenwald zwischen keltischen Grabhügeln, römischen Grenzwällen und mittelalterlichen Burgen auf. Nach der Schule war ich ständig unterwegs – immer in der Hoffnung, einen Schatz zu finden.

Dass dieser »ganz andere« Fall wirklich gut bei der jungen Fangemeinde ankommt, habe ich am Deutschen Vorlesetag gemerkt. Die Schüler saßen mit weit aufgerissenen Augen auf ihren Stühlen, um meiner Geschichte zu lauschen. Als sie sich dann sogar noch ein bisschen nach vorne lehnten, um ja keines meiner Worte zu verpassen, war klar: Der Fall gefällt!


Du bist also rundum mit deinem neuen Buch zufrieden?

Ich bin sehr kritisch, was meine eigenen Werke angeht. Eigentlich finde ich immer etwas, was ich im Nachhinein anders gemacht hätte. Es kann schon mal vorkommen, dass sich während der Produktionsphase Fehler einschleichen und diese nicht mehr rechtzeitig entdeckt werden.


Welche »Fehler« können das sein?

Wenn zum Beispiel sinnentstellende Kürzungen vorgenommen werden, Illustrationen zu früh platziert werden – und somit einen Teil der Handlung vorweg nehmen – oder Figuren, deren Äußeres im Text beschrieben wird, in der Zeichnung ganz anders aussehen.


Hast du eine Faszination für Fabelwesen?

Vor einigen Jahren erschien »Nessie, Yeti & Co. – Geheimnisvollen Wesen auf der Spur«. Systematisch präsentiert mein Buch zu jedem genannten Geschöpf erste Sichtung, Verbreitungsgebiet und mögliche Erklärungen für dessen Existenz. Auch dem Tatzelwurm ist ein eigener Eintrag gewidmet. Die Grundlage für »Das Biest aus den Alpen« war also schon da.

Was viele nicht wissen: Bevor ich mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern begann, absolvierte ich eine Lehre zur Elfenbeinschnitzerin. Als Gesellenstück habe ich ein Einhorn geschnitzt.


Hast du gezielt eine Anspielung auf das Yokototi eingebaut? Es passt thematisch ja gut und zeigt Tims „Wut“ über das verlorene Fahrrad.

Ja klar! Als ich für das »Biest« Infos sammelte, habe ich mir noch einmal die Yokototi-Folge angehört. Da kam ich nicht umhin, eine Anspielung darauf in mein Buch einzubauen – zumal der Fall unter Fans ja so kontrovers diskutiert wurde.

Überhaupt liebe ich es, Bezug auf frühere Fälle, Personen und Orte, zu nehmen. Schließlich bewegen wir uns hier in einer »TKKG-Welt«, die neben einem Internat noch viel mehr zu bieten hat!


Warst du vor Ort in Oberraudorf zu Recherchezwecken?
Hast du das Heimatmuseum dort wirklich besucht, in der Bibliothek wie Gaby und Karl recherchiert und exakt die genannten Bücher vorgefunden?

Und: Warst du auf der Auerburg?

Ich habe mir vom Tourismusbüro Karten und Infomaterial zusenden lassen. Den Rest habe ich aus dem Internet zusammengetragen.
Die genannten Bücher gibt es aber wirklich. Die Titel habe ich in Online-Verzeichnissen entdeckt oder stehen in unserer hiesigen Bücherei.


Verbindet sich etwas besonderes mit dem Ort?

Bevor ich mit dem Schreiben von Band 115 begann, kannte ich Oberaudorf nur im Zusammenhang mit der Tatzelwurm-Sage. Dann passierte während der Recherche zum Buch etwas Spannendes: Plötzlich passten viele von mir genutzen Elemente – wie die Sage von den drei heidnischen Jungfrauen, den verschollenen Kirchenfenstern oder dem Schatz unter dem Helstein – auf eigenartige Weise zusammen. Zeitweilig wusste ich beim Korrekturlesen nicht einmal mehr, welche von mir genannten Jahreszahlen, Namen und Orte real und welche ausgedacht waren.


Da es den Ort wirklich gibt: Hattest du Kontakt mit Einwohnern / Museumsangestellten?
Wirst du den Ort wieder besuchen?

Ich habe erst nach Fertigstellung meines Manuskriptes einige Oberaudorfer kennengelernt. facebook war da sehr hilfreich. Der Bürgermeister zeigte sich sehr entgegenkommend und so wird es eine Autorenbegegnung mit mir vor Ort geben. Besonders freue ich mich auf die Höhlenwanderungen durch die »Inntaler Unterwelten« anlässlich des Eröffnungswochenendes vom 20. bis 22. Mai 2011 (www.unterwelten.com).


Gibt es die Pension, in der TKKG sind, wirklich?

Nein, sie ist reine Fiktion. Da ich als Kind aber viel mit meinen Eltern in den Bergen Urlaub gemacht habe, war es nicht schwer, mir eine solche Pension vorzustellen.


Es gibt auch dieses mal wieder einen Detektiv-Tipp von dir. Was magst du daran?

Mit Mitte Zwanzig gründete ich den UNDERGROUND Junior-Detektiv-Klub (www.detektiv-klub.de). Kaum eine andere Tätigkeit fördert so intensiv Konzentrationsvermögen, Fantasie und nicht zuletzt auch das Sozialverhalten wie das Detektivspiel.
In den letzten zehn Jahren habe ich etliche Detektivratgeber verfasst. Diese Tipps gebe ich gern an den jungen Leser weiter.


Arbeitest du schon an einer Idee für ein weiteres TKKG-Buch?

Schon lange faszinierten mich die Geschichten, die sich um Schrumpfköpfe ranken. Die faustgroßen Trophäen wurden von einigen indigenen Völkern Südamerikas aus abgetrennten Köpfen gefertigt. Vor wenigen Monaten erfüllte ich mir einen Traum und bereiste das Amazonasgebiet Perus. Es kann also gut sein, dass wir TKKG bald im Museum wieder treffen …

Interview vom 25. April 2011

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