In diesem letzten Teil des Interviews mit Barbara Landbeck berichtet sie über die Sprachaufnahmen der TKKG-CD-ROMs, den Vertrieb im Ausland sowie die Chancen für weitere TKKG-Computerspiele. Zuvor sprach sie über die Produktion im Laufe der Zeit.


Für mich waren die grandiosen Hamburger Sprecher bei den Tivola CD-ROMs lange Zeit ein Qualitätsmerkmal.

Ja, die waren total super. Das war im Tonstudio Hastings, ein tolles Studio. Die haben hochprofessionell gearbeitet. Die hatten fantastische Sprecher. Die Sprachaufnahmen waren immer ein hoher Kostenfaktor. Es wurde pro Satz berechnet. Hastings hatte dann auch eine Dependance in Berlin und dann haben wir viel dort gemacht. Die Sprecher waren meist Schauspieler von den Berliner Theatern.


Die Sprachaufnahmen sind bei TKKG erst relativ spät nach Berlin gewechselt.

Ja, das kann sein, weil wir natürlich dieselben Sprecher beibehalten wollten.


In der elften CD-ROM wurden alle TKKG-Sprecher ausgetauscht und die Aufnahmen fanden in Berlin statt. Die Begründung für den Sprecherwechsel war damals, dass TKKG nicht altern, die Sprecher aber schon.

Ja, das darf man eigentlich nicht machen, so einen Sprecherwechsel, ich weiß. Warum wir die Sprecher jetzt gewechselt haben, erinnere ich nicht mehr. Das waren ja keine Kinder, sondern Erwachsene.


Gab es besonders interessante Sprachaufnahmen?

Ich weiß nur, dass die Sprecherin von Gaby irgendwann frische Mutter war. Da wurden die Tonaufnahmen bei ihr zu Hause gemacht.


Bei der zweiten CD­ROM hast du bei den Aufnahmen Regie geführt. Nur die bei TKKG?

Das kann ich gar nicht mehr genau sagen. Ich glaube, am Anfang habe ich immer die Sprachaufnahmen gemacht und später die Projektleiter. Sprachaufnahmen zu leiten bringt sehr viel Spaß, weil die Schauspieler eigentlich immer sehr lustig sind. Und so viel muss man da auch nicht machen. Die sprechen sowieso perfekt. Nur manchmal musste man die Umstände eines Textes erklären, warum sagt jemand etwas und wie sagt er es und so.

Die Aufnahmen mit Kindern waren süß. Da muss man mit den Kindern in die Sprecherkabine gehen und ihnen alles vorsprechen. Dann sprachen sie das eins zu eins nach. Ich fand es immer am besten, wenn Kinder von echten Kindern gesprochen werden, nicht von Erwachsenen, die ihre Stimme verstellen.


Kamen die Schauspieler alle nacheinander?

Ja, genau. Man brauchte etwa ein bis zwei Tage für die Aufnahmen einer Geschichte. Man buchte die Sprecher für eine halbe Stunde, zwanzig Minuten, oder eine Stunde usw. und dann kamen sie nacheinander dran. Bei Hastings im Tonstudio in Hamburg war es immer besonders nett, man bekam Kekse und Kaffee und die hatten auch irgendwie immer alle so gute Laune. Das war erfrischend. Und die Qualität war top. Von der Auswahl der Sprecher bis zum Schneiden der Aufnahmen. Dort haben wir auch mal mit Ben Becker fantastische Tonaufnahmen für den kleinen Prinzen gemacht.


Eine Spezialität von Tivola war die Sprachvielfalt.

Am Anfang war es uns ganz wichtig, damit sich die Kinder spielerisch in fremden Sprachen reinhören konnten. Und es hatte auch den guten Nebeneffekt, dass wir somit eine englische Version hatten, die wir auf dem Lizenzmarkt anbieten konnten. So konnten wir auf den Messen immer allen Leuten die Spiele mitgeben und sagen: Hier, wähle Englisch, so kannst du das Spiel verstehen.


Habt ihr die englischen Sprachaufnahmen selbst gemacht?

Ja, die haben wir selbst gemacht. Am Anfang sind die Projektleiter für die Aufnahmen nach England geflogen. Das war natürlich teuer. Später haben wir Nativespeaker hier in Deutschland genommen. Wir hatten viele Kinder von der Internationalen Schule.


Stammt die Übersetzung ins Englische vom jeweiligen Autor?

Nein, die meisten Übersetzungen hat der in Hamburg lebende Engländer Rob Quirk gemacht. Der hat das immer super-süß übersetzt. Er fragte auch stets bei schwierigen Worten oder Wortspielen nach und hat schöne Umsetzungen gefunden. Das hat er immer toll gemacht.


Wieso gab es TKKG von vornherein nur auf Deutsch und Englisch, andere CD-ROM aber noch in vielen weiteren Sprachen?

TKKG ist wie gesagt eine recht deutsche Angelegenheit. So wie „Prinzessin Lillifee“. Die Lillifee Spiele haben wir ja auch gemacht, aber eben auch hauptsächlich in Deutsch. Max dagegen war international. Einen kleinen Schweinehund kann man in jede Kultur übertragen, da ist keiner befremdet. Das ist so wie mit Kinofilmen, wie „Findet Nemo“ oder „Spongebob“ oder so. Wenn eine Welt unter Wasser oder auf unrealistischem Boden spielt, dann ist diese Welt überall glaubwürdig. Mit einem Bauernhaus aus Norddeutschland ist das dann in Frankreich oder England eher schwierig.


Tivola hat TKKG auch in Großbritannien und den USA verkauft.

Wir haben zu Beginn eine Zeit lang versucht, TKKG auch dort zu verkaufen. Wir hatten keine eigenen Vertreter, sondern waren im Portfolio anderer Verlage enthalten. Zum Beispiel beim Tessloff Verlag. Wir haben auch mal versucht, im Ausland einen eigenen Vertreterstamm aufzubauen. Das war aber auf Dauer zu teuer.


Wurden die im englischsprachigen Raum erschienenen TKKG-Titel von Tivola in Deutschland gestaltet? Es gab ja auch ein weiteres Design in den USA in Schwarz.

Ja, das haben wir entwickelt in Zusammenarbeit mit den Vertretern im Ausland. Das war auch chic, so ganz in Schwarz!


Nach euren eigenen Niederlassungen hat in Großbritannien Fusion Labs und in den Staaten Viva Media TKKG weiter vertrieben.

Hinter Viva Media steckt ja Carlo Voelker, es blieb also in der Familie sozusagen.


TKKG erschien weiteren Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden.

Wir hatten teilweise Kooperationen. Die Partner haben Produktpakete genommen. Zum Beispiel haben sie fünf Spiele von uns genommen haben und die wurden von uns dann ins Französische übersetzt. Wir haben die Sprachaufnahmen gemacht oder jemand von uns ist da hingefahren. Wurde das alles eingebunden, wieder getestet usw. Aber wie gesagt, so ein richtig durchschlagender Erfolg war TKKG nicht im Ausland.


Welches Spielprinzip hat dir bei TKKG am besten gefallen?

Ich mochte die ersten lieber. Am allerliebsten mochte ich Mütze & Co.


Welchen Ort und welche Figur aus den TKKG-Spielen magst du am liebsten?

Als Location auf jeden Fall das Haus der Villa Drachenkralle. Dieses verwunschene Haus mit den Geheimtüren. Das war, glaube ich, von uns allen einer der Lieblingstitel, weil da eine Tür hinter der Tapete aufgeht usw. Das war natürlich cool, weil wir alle uns in Wahrheit nie in so ein Haus hineingetraut hätten.
Von den Figuren mochte ich eigentlich Klößchen immer am liebsten. Das war immer der, der für die gute Stimmung gesorgt hat. Den fand ich immer am sympathischsten.


Siehst du heute noch eine Chance für TKKG-Computerspiele?

Detektivspiele sind immer interessant, aber ob es TKKG sein muss, weiß ich nicht. Ich denke, die Zeiten haben sich sehr geändert. Ob da die Charaktere noch passen?


Eignen sich Apps mit Touchunterstützung nicht viel besser für die Tivola-Spiele als seinerzeit die Computermaus?

Total. Früher war das größte Problem der Kinder: Die Maus richtig rum zu halten, sodass sie nicht immer vom Tisch runterrutscht usw. Viele hatten mit unseren Spielen ihre ersten Erfahrungen am PC. Touch ist viel besser. Es gibt auch einige schöne Apps.

Als Detektivapps funktionieren ja auch diese Wimmelbildspiele: Da gab es schön gezeichnete Spiele. Simple Spiele, mit ganz wenigen Animationen, kaum Figuren sind zu sehen, aber ganz viele Indizien. Das finde ich gar nicht so schlecht.

Das Interview fand im Oktober 2015 in Barbara Landbecks Kunstschule statt.

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