Ralf Günther, ©HLBöhme
Ralf Günther, ©HLBöhme

Ralf Günther war einer der Köpfe hinter der Detektivshow „TKKG – Der Club der Detektive“. Er berichtet über seine Arbeit an der Sendung und verrät dabei unter anderem, wie sie überhaupt entstand.


Ich schreibe, seitdem ich sechzehn Jahre alt bin. Weil ich nicht anders kann. Das Talent (woher das auch immer kommen mag) will raus. Als ich das Angebot erhielt, eine Detektivshow unter dem TKKG-Label zu entwickeln, hatte ich gerade mein Jugendbuch „Coole Kannen“ veröffentlicht und war als Gag-Autor u. a. für Harald Schmidt tätig. Außerdem hatte ich gerade ein paar Folgen für die Kinderquizshow „1, 2 oder 3“ geschrieben. Die Hamburger Produktionsfirma „Televersal“ fragte mich, ob ich nicht ein Showformat mit Detektivelementen entwickeln wolle. So kam es zu der Zusammenarbeit mit Televersal und deren Creative Producer Frank Fröhmert, mit dem ich in sehr enger Zusammenarbeit das Format entwickelte. Verantwortliche Redakteurin und kompetente Partnerin bei der Entwicklung war Dagmar Ungureit von der Kinder- und Jugendredaktion des ZDF.


Wie kam es zu Ihrer Arbeit für die Sendung „TKKG – Der Club der Detektive“?

Natürlich kannte ich das TKKG-Label. Die Bücher und Hörspiele waren damals schon sehr erfolgreich. Als es an die Entwicklung der Show ging, habe ich natürlich noch einmal ein paar Bände gelesen. Ich muss gestehen, dass ich als Leser immer zwischen den Drei Fragezeichen und TKKG hin- und hergerissen war. Da die Produktionsfirma Televersal die Nutzungsrechte an TKKG besaß und auch schon die Realfilmserie produziert hatte, war klar, dass TKKG im Mittelpunkt stehen sollte. Aber wenn es die Drei Fragezeichen gewesen wären, hätte ich auch ja gesagt … Als Jugendlicher habe ich diese Bücher verschlungen.


Wie darf man sich Ihre Beteiligung an der Sendung vorstellen?

Die Aufgabe war zunächst einmal, die Sendung als Format zu entwickeln. Diese Arbeit fand in engem Austausch mit dem Creative Producer und Co-Autor Frank Fröhmert statt. Wir wussten, dass wir die Realfilmserie im Rahmen der Show abspielen sollten. Da hatten wir dann gemeinsam die Idee, die Filme zu unterbrechen und detektivische Beobachtungsfragen dazu zu stellen. Auch alle anderen Blöcke der Show wurden, in Zusammenarbeit mit den Televersal-Verantwortlichen und Dagmar Ungureit vom ZDF, von uns beiden entwickelt. Ich habe dann ein Probedrehbuch geschrieben, das die Grundlage für die ersten dreizehn Folgen wurde. Inklusive der Sketche, der Fragen und auch die Kommissar-Glockner-Einspieler. Die wurden, anders als die Big-Boss-Sketche, nicht live vor dem Studiopublikum gespielt, sondern vorher aufgezeichnet. Die Zusammenarbeit mit Frank lief so ab, dass wir uns in ein bis zwei konzentrierten Wochen gemeinsam Inhalte ausdachten. Oft kamen die Anregungen aus der TKKG- bzw. Shirley-Holmes-Folge. Jede Show hatte ein Hauptthema und darum herum haben wir dann die Blöcke gebastelt. Dann wurden die Exposés der Produktion und dem ZDF vorgestellt. Sobald die Inhalte abgenickt waren, hab ich die Drehbücher allein ausgeschrieben. Währenddessen hat sich Frank Fröhmert um die Gäste, die Show-Acts und die Vorbereitung vor Ort etc. gekümmert. Zu zweit haben wir die Dreharbeiten bei Studio Hamburg vor Ort betreut: Frank als Producer, ich als Set-Autor. Hierbei muss man unbedingt auch noch Pit Weyrich erwähnen. Er hatte als Regisseur einen entscheidenden Anteil an der Umsetzung. Frank und ich waren Anfang zwanzig, jung und nur mäßig erfahren, aber voller Ideen. Pit Weyrich war damals als Regisseur ein alter, erfahrener Showhase. Er hat uns oft die Augen geöffnet, was machbar ist, und was eben nicht. Pit war auch schon recht früh dabei. Das Spiel „Zahl oder Strahl“ haben wir sehr früh in einer Hamburger Schule getestet, da war Pit schon als Regisseur bereits dabei und hat wichtige Tipps gegeben. Das Team war auf jeden Fall gut zusammengesetzt, denn die ersten dreizehn Folgen waren dann so erfolgreich, dass die Serie fortgesetzt wurde.


Waren Sie an allen Sendungen bis Folge 87 beteiligt?

Ja, ich habe alle Drehbücher von Folge 0 (dem Probedrehbuch) bis Folge 87 in der oben beschriebenen Weise mit Frank Fröhmert gemeinsam ausgedacht und entwickelt. Auf dieser Grundlage habe ich sie dann allein ausgeschrieben. Von der Moderation über die Fragen bis hin zu den Sketchen. Alles aus einer Feder. Besonders geliebt habe ich natürlich die Big-Boss-Sketche. Die sind oft als Erstes entstanden. Und dann der Rest der Show.


Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Natürlich habe ich die Big-Boss-Sketche geliebt. Die Arbeit am Set mit den Darstellern war EXTREM lustig, Big Boss auch in den Proben schon ein Brüller. Beim Dreh mussten wir uns oft auf die Lippen beißen, um nicht laut loszulachen. Und die Darsteller waren allesamt Laien! Der Big-Boss-Darsteller war übrigens im Hauptberuf Polizist …

Besonders stark und spannend – auch schon bei der Aufzeichnung vor Publikum – war das Schlussspiel „Zahl oder Strahl“. Dieses Spiel hatte Frank in die Entwicklung mitgebracht. Er war ein großer Fan der McGyver-Serie. Da gibt es eine Folge, in der McGyver einen Laserstrahl mit Rauch sichtbar macht. Das war, glaube ich, seine Inspiration für die Laserbarrieren. Die tauchten ja nach uns auch in vielen Actionfilmen auf. Das Spiel hatte Frank schon fertig konzipiert. Als er es mir erklärte, war ich sofort begeistert. Mein Anteil war der Titel „Zahl oder Strahl“ und die begrenzte Anzahl der Versuche. Frank wollte mehr Versuche zulassen. Ich war aber der Meinung, dass es spannender wäre, wenn man genau sechs Versuche hat. Drei für die Laserbarieren, drei für die Zahlenkombi. Sobald man eine Antwort nicht weiß und den Strahl reißt, ist Schluss. Das Spiel war in jeder der 87 Folgen anders, aber immer spannend! Unser Regisseur Pit Weyrich ist allerdings daran verzweifelt, dass es zeitlich so schwer zu kalkulieren war. Es konnte in der Aufzeichnung zwischen drei und zwölf Minuten lang sein. Das ist natürlich für eine Sendung mit normierter Länge ein unwägbares Risiko. Bei extrem langen Zahl-oder-Strahl-Spielen mussten die anderen Show-Bestandteile im Schnitt mitunter schwer leiden. Das war schade, lag aber in der total unberechenbaren Natur von „Zahl-oder-Strahl“. Darauf zu verzichten kam trotzdem nicht in Frage, es war der Höhepunkt jeder Folge, ein echtes End-Spiel. Pit hat immer gesagt, man könnte eine ganze Show nur mit diesem Spiel füllen.


Welche Unterschiede sehen Sie in Ihrer Arbeit an der Detektivshow und der TKKG-Trickserie? Was bevorzugen Sie?

Die Arbeit an der Show war schöner, da wir mehr Freiheiten hatten. Für die TKKG-Trickserie wurden wir sehr eng an die Kette genommen, eine andere Produktionsfirma war federführend und ich bin dann recht schnell ausgeschieden und habe mich anderen Herausforderungen gewidmet. Das war eine weniger erfreuliche Erfahrung. Obwohl ich finde, dass die TKKG-Bücher großes Action-Potenzial haben, die sie nur z. T. in der Serie erfüllt haben.


Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

Das darf man einen Autor nicht fragen. Es gibt keine gute Antwort darauf. Entweder man hat die Kreativität, oder man hat sie eben nicht. Big-Boss-Sketche hätte ich unendlich viele Schreiben können. Ich musste mir nur die drei Darsteller vor Augen führen oder den letzten Dreh noch einmal anschauen, und schon purzelten die Ideen nur so herbei. In der Entwicklungsphase hatte Frank auch viele gute Ideen, manchmal hat sich etwas aus gemeinsamen Überlegungen ergeben. Oder als Ergebnis eines Herumalberns. Die Entstehung war bei jedem Sketch ein bisschen anders …


Was gefällt Ihnen an TKKG?

Mir gefällt vor allem die Figurenkonstellation. Ich habe, als die Entwicklungsphase auf dem Höhepunkt war und die Show kurz vor der Realisation stand, auch mit dem Autor Rolf Kalmuczak telefoniert, der nun leider nicht mehr lebt. Er war ein echtes Erzähltalent und unglaublich fleißig. Die Warmherzigkeit, mit der er die Figuren schildert, ist sehr schön. Man findet sie sofort sympathisch, möchte mit ihnen befreundet sein. Vor allem mit Klößchen. Da ist das große Vorbild Enid Blyton zu spüren. An den Büchern finde ich die zahlreichen Action-Handlungen, die er geschickt miteinander verknüpft, ganz interessant. Manchmal etwas verwirrend, wenn man nur eine einzige Geschichte erzählen will (z. B. für die Trickfilm-Serie), aber immer extrem handlungs- und actionreich. Der große Erfolg des Labels TKKG ist ja kein Zufall.

Die Fragen beantwortete Ralf Günther am 12. Oktober 2015.

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