Das Geheimnis um TKKG (Neufassung)

Das Geheimnis um TKKG (Neufassung)
Medium:
Label:
Erscheinungstermin:
EAN:
MC / CD
EUROPA
16. April 2010
886976552923
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Originalfassung:

55%

Insgesamt sind 4 Rezensionen des TKKG-Site.de - Teams verfügbar. Die Durchschnittsbewertung beträgt 55%.

Rezensionenübersicht

Tim: Keine Selbstjustiz mehr!

Eine Rezension von Hauke

Nie hätte ich für möglich gehalten, ein TKKG-Hörspiel als Neuaufnahme in den Händen zu halten. Jetzt ist es jedoch soweit: Die Einsteiger-Folge „Das Geheimnis um TKKG“ ist in einer kompletten Neufassung erschienen. Dies bedeutet nicht nur eine Neuauflage im neuen Design, sondern auch teilweise neue Sprecher. Zusätzlich wurde das 15 Jahre alte Skript (1995 erschien die Folge für kurze Zeit zum Sonderpreis ehe sie 1999 zum 20. Geburtstag von TKKG ins reguläre Programm aufgenommen wurde) auf den neuesten Stand gebracht. Für die Überarbeitung gibt es unzählige Beispiele:

Gaby ruft beim Showdown ihren Vater nicht über die Telefonzelle in Papas Pasta, sondern mit ihrem Handy an. Tims „Beschützerinstinkt“ ist extrem entschärft worden und noch viel mehr sein Hang zur Gewalt. Der Erzähler weißt nicht mehr darauf hin, dass Tim sich sorgen mache, weil Gaby nach 23.00 Uhr mit von der Partie ist.
Im Interview mit TKKG sind diverse Änderungen zu hören. Der Satz, dass Gaby nichts dagegen habe, wenn Tim Tierquäler vermöbelt, ist beispielsweise entfallen. Bei Karl kommt im Vergleich zum Original viel stärker zum Ausdruck, dass TKKG danach streben niemals Gewalt einzusetzen. Beim Original gab es da eine gewisse Diskrepanz zu dieser Aussage Karls, welche in der Neuauflage beseitigt wurde.

Ein sehr anschaulicher Vergleich kann mit der Aussage von Tim in Track fünf aufgestellt werden:
Original: „Seit gestern stelle ich mir vor, wie Sascha Tellerwerfer auf der orthopädischen Station eingeliefert wird und man etliche Knochenbrüche bei ihm feststellt.
Neuauflage: „Seit gestern stelle ich mir vor, wie ich Sascha Tellerwerfer mit einem Karatekick zu Boden schmeiße.
Im Original fragt Karl, ob Tim Sascha „verkloppen“ möchte und Gaby sagt, dass er drüberstehen solle, da Tellerwerfer mit der Enterbung genug bestraft sei.
In der Neuauflage wirft Karl ein, dass es besser wäre, Sascha Tellerwerfer zu verklagen und Gaby gibt zu bedenken, dass Tim sich ins Unrecht setzen würde, wenn er ihn verprügele.

Derartige Änderungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Hörspiel. Es gibt jedoch auch überflüssige Änderungen. Die Szene in der TKKG auf dem Krankenhausgelände nach einer Schnupftabakdose suchen ist überflüssigerweise aufgebauscht worden. Im Original ist die Szene sehr kurz und Tim fasst die Situation zusammen: Sie haben nichts gefunden und wäre ihnen etwas entgangen, so hätte Oskar es gemeldet. Daher vermutet Tim den Diamanten in einem Abfallcontainer, der bereits geleert wurde. Bei der Neuauflage meldet Tim dieselben Zweifel. Zusätzlich lobt Gaby ihren Hund in den Himmel, Karl geht auf dessen Verfressenheit ein, die mit Klößchens vergleichbar sei und anschließend vergleicht Gaby Karl abfällig mit einem Windhund, da Karl schlackig sei und jede Rippe sichtbar. Es ist überraschend, wie locker Karl und Klößchen mit den Piesackungen ihrer Freunde oder dem Spott des Reporters Sascha Tellerwerfer umgehen.

Der Showdown des Hörspiels unterscheidet sich in beiden Versionen sehr – zum Guten und zum Schlechten. Zunächst das Schlechte: Gaby entwendet die Schnupftabakdose und läuft weg. Im Original gibt es Gebrüll und Erstaunen der Beraubten und actiongeladene Musik. Dadurch wird das Geschwindigkeitsgefühl gut stimuliert. Bei der Neuaufnahme spricht Rhea Harder Gabys Part langsamer als Veronika Neugebauer, Oliver Böttcher als Sascha Tellerwerfer reagiert ebenfalls langsamer und die recht leise Musik weiß auch nicht recht, ob das ganze jetzt wirklich schnell ablaufen soll oder doch in normalem Tempo. Die Szene wirkt im Ablauf einfach viel zu langsam. Insbesondere da die Geräusche während der recht langsamen Unterhaltung ein Ständiges zu Bruch gehen suggerieren, was aber viel zu häufig und schnell geschieht, als es die Sprachaufnahmen realistisch erscheinen lassen.
Positiv ist das Ende von Gabys Verfolgung durch den Bestohlenen: Tim stellt dem „rasenden Reporter“ ein Bein. Im Original vermöbelt Tim ihn viel mehr und äußert, er habe Tellerwerfer angemessen behandelt. – Angemessen bezogen auf die Verleumdungen. In der Neuauflage warnt Gaby Tim davor, sich nicht provozieren zu lassen. Sehr schön ist es übrigens, bei beiden Aufnahmen für das Martinshorn denselben Sound zu hören.

Insgesamt bin ich zufrieden mit den Modifizierungen des Drehbuches. Leider steht im Booklet oder Inlay nicht, wer dafür verantwortlich ist.


Zu den Sprechern: Tim, Karl, Klößchen und Gabys Vater sind die einzigen Rollen, bei denen die Sprecher beibehalten wurden. Alle übrigen Rollen haben andere Sprecher. Bis auf den des Nachtportiers des Krankenhauses gefallen mir im Original sämtliche Sprecher besser. Das Original habe ich unzählige Male gehört und mich freut jede Sprechnuance. Daher war es zunächst ein wenig verwirrend die Neuauflage zu hören und zu erleben, wie andere Sprecher die Rollen anders interpretieren. Selbst Sascha Draeger, Niki Nowotny und Manou Lubowski sprechen die Sätze anders. Insgesamt gefallen mir beide Aufnahmen. Nostalgisch begründet sagt mir die alte etwas mehr zu.

Die Neufassung von „Das Geheimnis um TKKG“ widmet das EUROPA-Team der verstorbenen Veronika Neugebauer. Seit der 167. TKKG-Folge wird Gaby von Rhea Harder gesprochen, doch erst bei diesem Hörspiel hat sie einen hohen Sprechanteil. Ihre Stimme ist wesentlich heller als die Veronikas und klingt auch etwas dünner. Ich konnte mich schnell an die Änderung gewöhnen. Etwas merkwürdig klingt jedoch zu Beginn des Hörspiels die erste gemeinsame Szene von Gaby und Tim. Sascha Draeger spricht sehr isoliert, als ob er nicht mit Rhea Harder zusammen eingesprochen hätte. Im Verlauf des Hörspiels legt sich dies jedoch.
Insgesamt leistet die TKKG-Crew gute Arbeit, die jedoch nicht an die Originalaufnahme heranreicht.

Volker Bogdan spricht den rüstigen Konrad Berthold ausgezeichnet. Anfangs hörte ich nur Eberhard Krummholz (Folge 95), der sich gut eingeprägt hat. Günther Jerschke sprach die Rolle 1995 ein und verstarb leider bereits zwei Jahre später. Leider seine einzige Rolle bei TKKG. Beide Sprecher sind hervorragend und allein ihretwillen sollte man beide Folgen besitzen, um diese großartigen Sprecher in einer größeren Rolle bei TKKG hören zu können.

Oliver Böttcher spricht den Sascha Tellerwerfer weniger unsympathisch als Andreas von der Meden im Original. Beide Interpretationen wissen zu gefallen. Auch die übrigen Sprecher sind gut. Edgar Bessen als Kommissar Glockner meldet sich im Gegensatz zum Original am Telefon abgeschlagen und müde. Im Original vergaß man übrigens Edgar Bessen in der Rolle des Kommissar Glockners im Booklet / Inlay zu nennen, bei der Neuauflage hingegen den Portier und die Stimme der Krankenhausdurchsage, welche es im Original nicht gibt.


Musikalisch läuft bei diesem Hörspiel alles rund. Es sind diesmal auch schöne Stücke mit klassischen Musikinstrumenten dabei. Die Geräuschkulisse ist ebenfalls gelungen. Ich vermisse jedoch die schönen Fahrradgeräusche (insbesondere das quietschen der Bremsen), welche beim Original und häufig in den 90ern eingesetzt wurden.


Die grafische Neugestaltung ist gelungen. Lediglich mit Klößchens blonden Haaren und seinem Sakko kann ich mich noch nicht recht anfreunden. Wenigstens ist die Haarfarbe nicht mehr die gleiche wie bei Folge 165, bei der sie wie die von Gaby ausfallen. Sie sind jetzt etwas rötlicher und heben sich besser von Gabys goldblond ab.


Fazit
Die Neufassung ist mit ca. 55,5 Minuten deutlich länger ausgefallen als das Original (ca. 47 Minuten). Die zahlreichen leichten Änderungen am Drehbuch wissen zu gefallen: TKKG ist nun sehr friedsam und alle störenden Bemerkungen und auch dämliche Turteleien zwischen Gaby und Tim sind gestrichen worden. Weitere Anpassungen sind vertretbar; Karls Vergleich mit einem Windhund finde ich jedoch geschmacklos.
Ein großer Pluspunkt der Neuauflage ist die erstklassige Tonqualität. Endlich braucht bei keinen Szenen mehr die Lautstärke erhöht werden, damit alles akustisch verständlich ist.
Diese Neuaufnahme toppt das Original, dennoch haben beide Aufnahmen ihre Macken (z. B. dumpfer Ton vs. teilweise schlechtere Vertonung) und können daher keine erstklassige Wertung erlangen. Nichtsdestotrotz höre ich das Hörspiel immer wieder gerne – jetzt zusätzlich in der Neufassung. Beide Aufnahmen haben ihren eigenen Charme und kann jeden nur empfehlen, beide zu besitzen.

Score
75%
Verfasst am: 14.04.2010