Folge 092: Der grausame Rächer

Folge 092: Der grausame Rächer
Medium:
Label:
Erscheinungstermin:
EAN:
MC / CD
EUROPA
25. September 1995
743213087047 (MC) / 743213087023 (CD)
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25%

Insgesamt sind 3 Rezensionen des TKKG-Site.de - Teams verfügbar. Die Durchschnittsbewertung beträgt 25%.

Rezensionenübersicht

Man quält den Hörer

Eine Rezension von Marcus

Story
Die 90er-Folgen haben begonnen und nach der schon äußerst missratenen vorangegangenen Folge, ist auch mit „Der grausame Rächer“ keine wirkliche Besserung in Sicht. Was wirklich grausam ist, das ist die Art, wie Tim und Gaby hier miteinander reden. Die beiden lieben sich ja so und werden bestimmt mal heiraten. Wo ist denn der alte Tarzan/Tim, der rot wurde, wenn er mal etwas Derartiges gesagt hat? Nun gut, dass allein ist sicherlich nicht der Grund, wieso diese Geschichte nicht grade besonders gelungen daherkommt. Es ist einfach so, dass handlungsmäßig herzlich wenig geboten wird und wer sich in der Welt von TKKG auskennt, der erkennt schnell Motive aus Folge 71 (Rächer am Telefon) und 50 (Der Paket-Trick) wieder. Was mir persönlich wieder so richtig gegen den Strich geht, ist das Klischeedenken des Autors. Wer zweimal sitzen bleibt, der macht nichts aus seinem Leben. Wer einen Vater hat, der Alkoholiker ist, der wird selbst mal ein ganz schlimmer Typ. Eingeflochten werden diese Botschaften in eine Geschichte, die recht spannungsarm ist und mit einem absolut enttäuschenden Ende daher kommt. Die eher dünne Handlung wird durch Füllszenen (zu lange im Schwimmbad, in der Ballettschule) künstlich in die Länge gezogen, sodass sich alles ziemlich zieht.

Sprecher
Gaby und Tim sind also dem Liebesrausch verfallen und das führt zu so einigen doch eher peinlichen Dialogen. Muss man denn ernsthaft darüber reden, wie toll es ist, wenn man seine beiden Fahrräder zusammenkettet und die sich „gut verstehen“? Doch die beiden sind eigentlich gar nicht das Problem. Viel schlimmer wird es nämlich, wenn man sich die Sprecherinnen der Familie Hausschild vornimmt. Victoria von Trautmannsdorff spricht Mutter Hausschild und wirkt mit der Rolle der besorgten und stellenweise verzweifelten Mutter schlicht weg überfordert. Was mich ebenfalls sehr stark verwundert hat, ist die Leistung von Theresa Underberg als Regina. Zunächst mal passt ihre Stimme in meinen Ohren so gar nicht, denn Regina soll 9 Jahre alt sein und die Art wie Underberg hier spricht, passt eher zu einer 5- oder 6-Jährigen. Die Frage ist nun, ob es an ihr lag, oder ob die Regie geschlafen hat, denn Theresa Underberg ist keine schlechte Sprecherin, denn nicht ohne Grund spricht sie seit nun mehr als 30 Folgen Anne in der dritten Generation der Fünf Freunde. Doch nicht nur die Hausschilds sind sehr gewöhnungsbedürftig, sondern auch Katja Brügger als Ballettlehrerin Padedö. Ihr Akzent klingt total gekünstelt und klischeehaft. Wirklich überzeugende Leistungen gibt es hingegen von Douglas Welbat zu hören, der Vater Hausschild spricht und auch Michael von Rospatt kann als Psycho überzeugende Arbeit leisten. Trotz einiger positiver Aspekte überwiegt doch insgesamt das Negative, sodass ich hier insgesamt nur von ausreichenden Leistungen seitens der Beteiligten sprechen möchte. Da wäre viel mehr drin gewesen!

Musik und Effekte
Musikalisch hat man sich hier an diversen Stellen richtig Mühe gegeben. Die Anrufe des Psychos werden stets mit passender Musik unterlegt und auch bei den bedrohlichen Situationen werden die richtigen Töne gefunden. Völlig daneben empfand ich dem gegenüber die Untermalung in der Ballettschule, denn das zerrte schon an den Nerven. Was ich auch ein wenig dünn empfand, war die Untermalung im Schwimmbad, grade die Szene am 10-Meter-Sprungturm. Ungewöhnlich ruhig war es dort nämlich. Was man vor die Ohren bekommt, ist sicherlich nicht schlecht, aber in vielen anderen Hörspielen hat das Tonstudio EUROPA wesentlich bessere Atmosphären durch geschickte Kombinationen von Musik und Effekten geschaffen. Somit geht das Gehörte alles in allem nur noch als solide durch, was schon etwas enttäuschend ist.

Cover und Layout
Die Szene auf dem Cover kommt zwar so im Hörspiel vor, enthält aber einen dicken Fehler. Im Hörspiel ist die Rede davon, dass Reginas pinkfarbener Badeanzug Tims Blick anzog. Auf dem Cover ist der Badeanzug allerdings gelb. Auch das „Format“ des Typen passt so gar nicht zu der Darstellung im Hörspiel.

Fazit
Die 90er-Folgen - ein ganz finsteres Kapitel in der Geschichte von TKKG, denn die hier eingeschobenen Hörspiele ohne Buchvorlagen bieten fast alle herzlich wenig Inhalt für ein volles Hörspiel. Was hier in 42 Minuten geschieht, hätte man in den Zeiten der Klassiker wohl in 10 Minuten über die Bühne bekommen. Logische Konsequenz ist Langeweile und davon gibt es reichlich in dieser Folge. Doch damit nicht genug: Man quält den Hörer noch mit Sprecherleistungen, die in mindestens drei Fällen entweder unerträglich, oder ziemlich an der Rolle vorbei (Regina) sind. Auch auf der technischen Seite präsentiert sich diese Folge nicht so gut, wie sie sein könnte und dadurch rutscht die 92. Folge von TKKG endgültig in die Kategorie schwach ab. Als die Folge damals erstmals erschien, dachten viele Fans, dass diese Serie nun endgültig ihren Tiefpunkt erreicht hatte. Man konnte ja noch nicht ahnen, was einen jenseits der magischen Grenze 100 erwarten würde. Nicht einmal für Fans wirklich empfehlenswert.

Score
30%
Verfasst am: 24.06.2010