Band 002: Der blinde Hellseher

Band 002: Der blinde Hellseher
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15001-6
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100%

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Die drei letzten Rezensionen

Nicht nur der Hellseher ist blind

Eine Rezension von Krabbentaucher

Der Band sticht als besonders wertvoll hervor und unterscheidet sich in mehreren Punkten von den anderen TKKG-Geschichten - und das in positiver Hinsicht.

Während der Leser normalerweise im Perspektivwechsel die Sicht der Ganoven kennenlernt, ihre Pläne erfährt und auch bei einigen der Taten dabei ist, wird hier alles konsequent aus der Sicht von TKKG erzählt, ja, genaugenommen sogar nur aus der Sicht von Tarzan. Das hebt die Spannung und läßt Raum zum Miträtseln. Umso besser kommt die Auflösung zum Schluß zur Geltung, die zwar überraschend ist, sich jedoch logisch aus dem Vorhergehenden ergibt.

Gerade das Überraschende an der Auflösung ist das, was den Band so wertvoll macht. Endlich mal ist TKKG und damit der sonst so helle Tarzan immer wieder und konsequent bis zum Finale auf dem Holzweg.

 Es geht um das Verschwinden eines Mitschülers. Nachdem ein Erpresserbrief eingeht, macht sich TKKG auf Entführersuche und verfolgt im wesentlichen zwei Spuren, die sich als Sackgasse erweisen. Wie bedenklich es ist, hier seinen Vorurteilen oder voreiligen Schlüssen nachzugeben, zeigt sich daran, daß TKKG die Grenzen der Legalität verletzen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Da wird heimlich während des laufenden Betriebs in den Keller einer gastronomischen Einrichtung eingedrungen oder versucht, den Schlüssel eines Hauses zu stehlen, um sich dort unbefugt umzusehen. Alles gegen Leute, die am Verschwinden des Schülers unschuldig sind.

Daraus ergibt sich eine andere Erzählstruktur als in den anderen Geschichten: Während sonst mindestens zwei meistens unabhängige Erzählstränge am Ende zusammengeführt werden und es zu einer Kulmination kommt, werden hier mehrere Fäden aufgenommen, die aber im Nichts enden.

Tarzan wendet in diesem Band nur zweimal Gewalt an, beide Male aber aus fragwürdigem Anlaß: Beim ersten Mal "klärt" er einen Schülerstreich gegen Gaby auf, beim zweiten Mal "verteidigt" er sich, als ihn der Hellseher völlig berechtigt beim versuchten Schlüsseldiebstahl dingfest machen will. Ansonsten kommt der Band ohne Gewalt aus.

Der Hellseher ist - obwohl Gegenstand des Titels - nur eine Nebenfigur, wenn auch einer der Verdächtigen. Aber in Sachen Entführung ist nicht nur er blind, sondern neben den Eltern des Entführten auch TKKG, was in anderen Bänden vermieden wird. Das ist mal etwas anderes.

Ist schon der Plot stark, so wird noch unterstützt von einer atmosphärisch dichten Erzählweise, die besonders bei der Sitzung der Séance, aber auch bei der Auflösung gelungen ist. Der flockig-ironische Stil des Autors tut ein übrigens, was sich vor allem im Dialogwitz zeigt. Positiv sticht zudem heraus, daß Karl, Klößchen und Gaby hier nicht wie in vielen anderen Bänden doof wie fünf Meter Feldweg neben Tarzan stehen, sondern tatsächlich etwas beizutragen haben, also echt handelnde Personen sind.

Fazit: Der Band ist mal etwas anderes, und das ist wohltuend. Endlich sind mal nicht die Unsympathen mit den physiognomischen Defiziten die Verbrecher, sondern zu Unrecht Verdächtigte. Das TKKG-Stereotyp wird damit durchbrochen. Die farbenreiche Schilderung macht die Geschichte von Anfang bis Ende spannend, das Finale ist überraschend, wobei sich die gesamte Geschichte natürlich und folgerichtig entwickelt, ohne irgendwo konstruiert oder schief zu wirken. Ungetrübter Lesespaß, vielleicht sogar einer besten TKKG-Bände überhaupt.

Score
100%
Verfasst am: 18.04.2012