Zunächst die Pflichtübung: Das Gemecker. Es mutet merkwürdig an, daß ein Paket mit Rauschgift, das unter konspirativen Bedingungen übergeben wird, mit einem Totenkopf gekennzeichnet ist. Was soll das? Soll ein Bahnpolizist auf den Gedanken gebracht werden, mal zu kontrollieren? Und: Es ist doch arg niedlich, einen Ring von Rauschgifthändlern auf dreieinhalb Figuren - der Kurier aus Frankfurt ist die halbe - zu reduzieren. Organisierte Kriminalität läuft vermutlich anders. Das war's auch schon mit dem Gekrittel. Start frei zur Lobhudelei. Der Autor weicht hier von seinem üblichen Verfahren ab, zwei zunächst voneinander unabhängige Handlungsstränge zu entwickeln, die später - meistens am Ende - zusammenfinden. In dieser Geschichte gibt es nur einen Handlungsstrang, der dafür mit zahlreichen Facetten spannend erzählt wird und sich dabei ganz natürlich und logisch entwickelt. Ist die lebensnahe Schilderung der Situation ohnedies die Stärke selbst der schwächeren Bände aus der "alten Zeit", so stellt diese Geschichte zweifellos einen Glanzpunkt dar. Man spürt förmlich das naßkalte Wetter und vom Schneematsch feuchten Füße, als würde man selbst mitgehen. Entsprechend unmittelbar wird man in die Geschichte hineingezogen, sei es auf dem Weg durch den Park am Anfang, später im Bahnhof, in der anspruchslosen Diskothek, auf dem Friedhof, beim Schrankapell oder dem finalen Showdown während des Kostümfests. Durchweg gelingt es dem Autor, die spannenden Momente so zu schildern, daß man weiterlesen muß, und durchweg wird man in Atem gehalten. Besonders gelungen ist hier vor allem die Szene auf dem Friedhof, bei der sich sowohl die unheimliche Stimmung als auch die bei den Protagonisten herrschende Spannung gut vermittelt. Dasselbe gilt für das Finale, wenn Tarzan, Gaby und deren Verwandte sich unerkannt in die Höhle des Löwen einschleichen und Tarzan dort Ermittlungen anstellt, die schließlich zur Verhaftung der Gauner führt. Nun sind Drogen ein beklemmendes Thema. Dem wird der Autor gerecht. Tarzan trifft auf einen ehemaligen Mitschüler, der nur noch ein Drogenwrack ist. Dieser Teil trägt zwar nichts zum Lauf der Geschichte bei, aber er zeigt auf deutliche Weise, wohin Drogenabhängigkeit führen kann. Beklemmend wird geschildert, in welchem Zustand sich der heroeinsüchtige Schüler befindet, detailliert erfährt man, wie sich der Entzug auswirkt und geradezu niederschmetternd realistisch ist die Schilderung von dessen Opiumhöhle. Mag es auch fraglich erscheinen, ob die geschilderten Umstände schon nach einem Jahr auftreten, es dürfte sicher sein, daß dieser Teil der Geschichte stärker abschreckt als alle belehrenden Broschüren der Zentrale für Gesundheitliche Aufklärung zusammen. Dabei herrscht die ganze Zeit über eine absolut gespannte Atmosphäre, die daher rührt, daß Tarzans Mutter von den Drogendealern ein wichtiger Aktenkoffer gestohlen wird. TKKG ermittelt hier unter entsprechendem Druck, da die Existenz von Tarzans Mutter von dem Ergebnis abhängt. Erfreulich aktiv ist Klößchen. Sonst muß er immer als verfressener Tollpatsch herhalten, der über alles stolpert, im falschen Augenblick niest und allenfalls in der Lage ist, die Spötteleien der anderen über sich ergehen zu lassen oder allenfalls zu erwidern. In dieser Geschichte ist er gleichwertiger und umsichtig Handelnder: Er beschafft sich aus eigener Initiative eine Strickleiter zwecks nächtlichen Ausbüchsens, er kommt auf den entscheidenden Gedanken, auf dem Friedhof einem der Dealer zu folgen und so zu dem Versteck für das Geld zu gelangen, und er besitzt beim Schrankapell die Geistesgegenwart, Gefahren zu erkennen und sofort und kaltschnäuzig das Richtige zu tun. Fazit: Atmosphärisch dicht erzählt, bleibt die Spannung vom Anfang bis zum Ende. Eine haarsträubende und trotzdem nicht konstruierte Situation folgt auf die nächste. Beim Thema Drogen wird der Leser nicht geschont, denn bei Schilderung der Situation um den drogenabhängigen ehemaligen Mitschüler kommt Beklemmung auf. Mag der Band auch von "Christiane F" inspiriert sein, er bleibt aktuell, denn auch wenn Heroin aus der Mode gekommen sein sollte, das Thema Drogen ist es nicht. |