Es gibt Zufälle, die gibt's nicht. Und es gibt mögliche Zufälle, die aber in ihrer Häufung extrem unwahrscheinlich sind. Mit dieser Häufung haben wir es hier zu tun. Jeder einzelne der zahlreichen Zufälle, die für den Fortgang der Geschichte sorgen, ist für sich zwar mehr oder weniger möglich, aber es ist einfach zu viel auf einmal. Das zeigt sich schon daran, daß allein Oskar dreimal dafür herhalten muß, daß es vorwärts geht, davon büchst er einmal aus, als könne er disapparieren. Aber wir sind hier nicht bei Harry Potter. Es geht um die vom Eigentümer nicht beauftragte Umschichtung des Inhalts eines Geldtransporters. Das kommt vor. Besonders häufig ist die hier gewählte Variante, daß es die Angestellten des Sicherheitsunternehmens selbst sind, die sich - mit Hilfe einer Dritten - bedienen. Daß zwei Banden etwas ähnliches planen und sich dann gegenseitig die Beute abjagen, ist darüberhinaus ein beliebter Topos in der Krimiliteratur. Wir haben es hier also nicht mit zwei Handlungssträngen zu tun, sondern mit zwei Banden. So weit so gut. Zu keinem Zeitpunkt besteht in diesem Buch irgendein Zweifel, wer was plant und welche Schweinerei wie durchführt. Das muß nicht schlecht sein, denn bei Inspektor Columbo funktioniert das ja auch. Allerdings wird die Situation hier nicht gut ausgenutzt, denn eigentlich Handelnde sind durchweg die Ganoven, während sich TKKG in einem Fotogeschäft herumtreibt und erst sehr spät auf die Ganoven stößt. Ansonsten ist bei TKKG eher Sendepause. Das macht die Sache nicht spannender. Das ist eine Schwäche dieses Bandes. Die andere besteht in der schon eingangs genannten Häufung von Zufällen. Da muß also extra Oskar in dem Freizeitpark ausbüchsen, damit Klößchen ein verhängnisvolles Gruppenfoto schießen und einen der Geldtransportfahrer dazu bringen kann, ihm die Kamera zu stehlen. Oskar entschwindet, indem er sich unbemerkt aus seiner Hundeleine herauswurstelt, die von Gaby nur mit dem Fuß festgehalten wird. Das ist technisch unmöglich, es sei denn, die Halsschlaufe hängt so lose um seinen Hals wie ein Collier. Dann läßt Klößchen seine Kamera von Tarzan an der Reitstation an einen Balken hängen, ohne daß sie weiter beaufsichtigt wird. Das macht doch nun wirklich niemand in einem Freizeitpark. Hier muß es so sein, damit der Geldtransportfahrer die Kamera stehlen kann. Am nächsten Tag werden TKKG vom Autor in den Wald geschickt, um nicht nur die andere Bande zu treffen, die es auf den Geldtransport abgesehen hat, sondern auch noch, um drei Mörsergranaten zu finden. Die sollen schließlich den Geldtransportknackern in die Hände fallen. Der Vorwand für den Waldausflug ist haarsträubend: TKKG wollen seltene Wildkatzen beobachten, die sich Ihnen aller Wahrscheinlichkeit nie gezeigt hätten, selbst wenn der Granatenfund nicht "dazwischengekommen" wäre. Die Gleichzeitigkeit von Vortäuschung eines Überfalls auf den Geldtransport und versuchtem Überfall mag akzeptiert werden, ebenso die Beobachtung der einen Bande durch die andere. Auch das Abjagen der Beute geht in Ordnung. Aber wieder müssen Zufälle weiterhelfen, um die Sache für TKKG am Laufen zu halten: Der Fotoladeninhaber schleicht einer Täterin nach und findet ihre Adresse heraus, was ihm auch nur möglich war, weil die Täterin nicht mit dem Auto gekommen ist. Wäre das in anderen Bänden übrigens nicht eine Sache für TKKG selbst gewesen? Bei der Beobachtung der Täterin durch Gaby und Karl büchst der hundsmiserabel erzogene Oskar mal wieder aus und sorgt - wohl im Auftrag des Autors - dafür, daß die Beobachtung unterbrochen wird, so daß entscheidende Hinweise nicht erhoben werden können. Nur so läßt sich die Geschichte über die übliche Distanz von 180 Seiten ausbreiten. So halbwegs folgerichtig wird die Sache erst am Ende, wobei die Schlußfolgerungen aufgrund der TV-Nachrichten über den angeblichen Überfall doch etwas schnell gehen. Das hätte man anders lösen müssen. Trotzdem - endlich kommt es zu Tarzans heldenhaftem Einsatz. Fazit: Diese Geschichte gehört eindeutig zu schwächeren in der gesamten TKKG-Reihe. Sie ist von vorn bis hinten konstruiert und vom Plot her weder überraschend noch geistreich. Allenfalls die lebendige Schilderung der Situation und der Wortwitz wissen zu gefallen. Sie sind es auch, weshalb ich mich zu einer Wertung von 60 % statt 40 % durchgerungen habe. |