Band 023: Kampf der Spione

Band 023: Kampf der Spione
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15022-1
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Die drei letzten Rezensionen

Spionage als Ich-AG

Eine Rezension von Krabbentaucher

Spionage-Geschichte - da denkt man an 007, versnobtes Auftreten im Smoking beim Roulette, Mr Qs Gerätschaften und an verbales sowie körperliches Kräftemessen mit dem Bösewicht in dessen von Ken Adam gestaltetem Hauptquartier. Nicht die Bohne realistisch, aber unterhaltend und exotisch.

Bei TKKG geht alles viel bodenständiger und wenigstens insoweit realistischer zu: Die Topspionin ist eine durchgebrannte Sekretärin, und das erste Agentenauto, mit dem es Tarzan zu tun bekommt, ist kein Aston Martin DB 7, sondern ein zweitüriger spinatgrüner Audi, der mit 110 km/h über die Autobahn krückt. Die anderen Geräte sind nicht wesentlich beeindruckender: Ein weißer VW und ein - natürlich schwarzer! - Mercedes für die Oberbösewichte. Als Schmankerl noch eine Drehorgel. Fertig ist die technische Agentenausstattung.

Leider rutscht das Bodenständige etwas zu sehr ins Familiäre und Unrealistische ab. NATO-Geheimnisse wurden während des kalten Krieges sicher nicht von auf eigener Rechnung handelnden Kleinspionen meistbietend verhökert. Vielmehr hatten die Geheimdienste - KGB, Stasi etc. - Führungsoffiziere vor Ort, die die Agenten in der NATO und den Regierungsbehörden direkt anwarben und sich von ihnen beliefern ließen.

So erscheint es merkwürdig, daß nicht ein Geheimdienst hinter Hildegard Putz steht, sondern ein Einzelgänger, der quasi freischaffend als Spion tätig ist und sich nach diesem Coup zur Ruhe setzen will. Und das ist nicht die einzige Merkwürdigkeit. Die Konkurrenz ist nämlich ebenfalls kein Geheimdienst, sondern eine Dreiergruppe, die ihrerseits freischaffend die Spionage gewerblich betreiben. Allenfalls die drei möglichen Abnehmer dürften richtigen Geheimdiensten zuzurechnen sein. Aber auch hier ist etwas komisch: Alle scheinen einander zu kennen und auch zum Teil dieselben Kontakte - etwa zu zwei freischaffenden Schlägern - und auch Kontakte untereinander zu pflegen. Man hat beinahe den Eindruck, daß die ganzen Spione im Branchenverzeichnis stehen. So richtig geheim scheint der Geheimdienst in der TKKG-Welt nicht zu sein.

So schrumpft die komplizierte Geheimdienstwelt auf TKKG-Format: Geldgierige Kriminelle beschaffen sich illegal Beute, versuchen, sie einander abzujagen und treten sich und dem ehrbaren Mann auf die Füße. Und das ist gut so, denn auf dieser Ebene hat der Autor eine Geschichte zustandegebracht, die spannend, vielschichtig und zum Teil auch witzig ist.

Es gibt keine logischen Brüche, die Entwicklung ist natürlich und nicht von konstruierten Zufällen abhängig. Dabei kann getrost übersehen werden, daß Tarzan im Bemühen, dem Vater einer Freundin zu helfen, nebenbei die freie Welt rettet. Schließlich ist es ein Jugendbuch. Aber es ist in jeder Beziehung nachvollziehbar, wie wer wann zu welchen Schlüssen kommt. Und wie immer ist die Erzählweise witzig, geistreich und so lebendig, daß man das Gefühl hat, dabei zu sein.

Besonders gefallen hat mir, daß gegen Ende der Erfolg nicht allein von Tarzan abhängt, sondern Karl, Klößchen und Gaby zu selbständig handelnden Personen werden, die aufgrund einer unvorhergesehen Situation auf die Schnelle einen Plan entwerfen und erfolgreich umsetzen, ohne auf ihren Häuptling angewiesen zu sein. Nebenbei muß man bemerken, daß diese Wendung im 21. Jahrhundert wohl nicht mehr möglich wäre, setzt sie doch voraus, daß man außerhalb des Hauses auf Telefonzellen angewiesen ist.

Der Witz kommt, wie bereits gesagt, nicht zu kurz. Ganz besonders mochte ich, wie der auf Tarzan und Karl angesetzte gedungene Schläger von Tarzan im Bus zur Schnecke gemacht wird, ohne daß Tarzan überhaupt weiß, daß er eigentlich das Opfer sein sollte.

Fazit: Der "Kampf der Spione" ist ein überaus unterhaltsames und spannendes Buch, das mehrere Handlungsebenen und einen kurvenreichen Verlauf der Ereignisse bietet, der ständig für überraschende Entwicklungen sorgt. Abgesehen von der eingangs erwähnten Verharmlosung der Spionage an sich ein gelungenes Buch.

Score
95%
Verfasst am: 25.04.2012