Hinterher kam es Tim so vor, als habe der dünne Mondstrahl ihn gewarnt, als sei er so was ähnliches gewesen wie des Messers Schneide, auf der schließlich - laut Sprichwort - Tims Schicksal stand. Sein Schicksal als Internatsschüler.
Aber hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Deshalb beachtete der TKKG-Häuptling, den man früher Tarzan genannt hat, den Mondstrahl überhaupt nicht, sondern öffnete leise das Flurfenster.
Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht, später Freitagabend. Blütenduft erfüllte die laue Sommernacht. Der leichte Regen vom Abend war längst verdunstet, aber kein Stern zeigte sich. Nur der Mond schickte Strahlen aus, wenn er hin und wieder hinter den Wolken hervorkam.
"Sei vorsichtig!" flüsterte Klößchen, Tims Freund und Budenkamerad. Feixend setzte er hinzu: "Nicht pfeifen oder singen. Auch nicht fluchen. Hängebauch hat Ohren wie ein Luchs.
Er meinte Dr. Volgsam, den EvD (Erzieher vom Dienst). Sein Spitzname Hängebauch verriet, wie er aussah. Viel mehr war von seinem Äußeren nicht zu sagen. Aber die Gruselmärchen über seinen Charakter hätten Bände gefüllt. Obwohl Hängebauch noch keine Laufbahn hinter sich hatte, sondern mit seinen 29 Jahren zu den jüngsten Paukern gehörte. Natürlich stimmte nicht alles, was über ihn erzählt wurde. Aber es charakterisierte ihn, und das entsprach der Wahrheit. Josef Volgsam war bösartig. Man konnte meinen, er hasse Kinder und Jugendliche - und sei nur deshalb Pauker geworden um es sie spuren zu lassen. Am meisten aber schien er Tim zu hassen. Es war sozusagen Feindschaft auf den ersten Blick.