„Wir sind bereits in der Diepensiek-Gasse", erwiderte Tim.
Scharfer Wind kam von vorn. Die Leuchtpeitschen schwankten. Nur wenige erleuchtete Fenster.
Hinter einer Haustür bellte ein Hund, als Klößchen über eine scheppernde Blechdose fuhr.
Die Gasse führte vorbei an einem Innenstadt-Parkplatz, der an Werktagen schon morgens um acht gerammelt voll war: wegen der nahen Bürohäuser, deren Angestellte null Bock hatten auf öffentliche Verkehrsmittel wie Bus oder U-Bahn. Alle kamen mit dem eigenen Wagen.
Eine dichte Hecke aus dornigem Allwetter-Gestrüpp grenzte den Platz ab - offen nur die Ein- und die Ausfahrt.
Tims Kopf ruckte nach rechts. War da ein Stöhnen?
Hell oder gelb schimmerte was durchs Geäst. Ein Wagen? Und da waren auch Geräusche. Als falle was - platsch! - auf regennassen Asphalt.
Tim stoppte, wandte sich Klößchen zu und legte warnend den Zeigefinger über die Lippen.
Klößchen trug seine Baseball-Mütze, den Schirm hinten. Verständnislosigkeit auf dem Mondgesicht. Aber dann begriff er, denn Tim hatte sein Rad zur Hecke geschoben, bückte sich nun und spähte durch eine Lücke.
Was er sah, verschlug ihm den Atem. Der Parkplatz war leer, ausgenommen einen Kleinlaster. Gelb, ein Postauto.
Drei Personen waren beschäftigt; zwei davon maskiert, der dritte ein Postbeamter. Der Größere, in schwarzer Regenkluft, hielt eine Maschinenpistole im Anschlag.
Die Mündung bedrohte den Postler. Postjacke, Uniformhose, Arbeitsmütze. Er stand, Gesicht zum Wagen, an der Seite und reckte die Arme zum Himmel. Die Arme zitterten, die Knie auch. Außerdem stöhnte er. Sicherlich hatte er eins in die Rippen gekriegt.
Der zweite Maskierte war ebenfalls hochgewachsen, reichte aber nicht an die 19()cm des Bewaffneten heran. Auch auf der zweiten wollnen Sturmhaube glitzerten Regentropfen wie Perlen. Dadurch wirkte die Maskierung wie eine kalte Kompresse (feuchter Umschlag).
Räuber Nr. zwei war bekleidet mit heller Regenjacke, hatte die Hecktüren des Kleinlasters geöffnet und schlitzte mit einem Messer die Postsäcke auf.