Band 077: Im Wettbüro des Teufels

Band 077: Im Wettbüro des Teufels
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15077-1
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80%

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Die drei letzten Rezensionen

Wetten, Gewalt und Erpressung

Eine Rezension von Krabbentaucher

Es wird allerhand geboten in diesem Band: Da werden Bomben gelegt, Geschäftsleute erpreßt, gefälschte Geldscheine in Umlauf gebracht, Gladiatorenkämpfe ausgefochten - ach ja, und Wetten auf den Tod abgeschlossen. Der Buchtitel ist etwas irreführend, denn beim Wettbüro liegt der Hase nicht im Pfeffer.

In bewährter Manier werden hier mehrere Handlungsstränge und Handelnde miteinander verwoben. Das kann schief gehen, funktioniert hier aber hervorragend. Durch die ständig wechselnden Perspektiven behält der Leser stets den Überblick und fragt sich gleichzeitig, was als nächstes passiert, denn es braut sich einiges zusammen.

Die Personen auf der kriminellen Seite haben alle miteinander zu tun, sind miteinander geschäftlich verbunden, handeln aber auch auf eigene Rechnung, zum Teil mit Wissen des anderen, zum Teil ohne dieses Wissen.

Da wäre ein Kleinganove, der Falschgeld gefunden hat und dieses nun durch Straßenwetten unter die Leute bringt und außerdem mit seinem Wissen über eine illegale Giftmüllhalde einen Baulöwen erpreßt. Da wäre ein Strohmann, der für diesen Baulöwen arbeitet und sowohl Gladiatorenkämpfe veranstaltet als auch Wetten auf den Tod von älteren Mitbürgern anbietet, wobei die entsprechenden Listen des Einwohnermeldeamtes von einem korrupten Beamten stammen. Dieser Strohmann will just den Kleinganoven für sein Wettbüro anstellen. Daneben befehligt er eine Schlägertruppe - "Halbys" genannt -, um die Stadt zu verunsichern und dann einen eigenen Bodyguarddienst aufzuziehen. Weiter wäre da der Baulöwe selbst, der mit dem korrupten Beamten zusammenarbeitet und mit diesem der eigentliche Drahtzieher der Kämpfe und des Wettbüros ist. Und dann beauftragt der Baulöwe den Strohmann, dem Kleinganoven einen Denkzettel zu verpassen. Schließlich gibt es da noch die genannten Halbys, die Bombenanschläge im Auftrag des Strohmannes verüben, aber auch Straftaten aus eigenem Entschluß begehen, etwa den Versuch eines Anschlags auf den Glockner-BMW.

Für ein umfangreiches Netz an Beziehungen, Plänen und Taten ist also gesorgt, für Handlung sowieso. Gaby entkommt knapp einer Halby-Bomben, Tim schleicht sich in den Gladiatoren- und Wettklub ein, um auf eigene Faust zu ermitteln. Am Ende kommt es zu einem packenden Showdown, bei dem eine Pistole und ein Dolch im Spiel sind und bei dem sich das Blatt zweimal wendet.

Spannend und lebendig geht es also zu in der Geschichte, die zudem witzig und spritzig geschrieben ist. Dennoch gibt es einige Kritikpunkte. Da wäre zum einen, daß englische Lehnwörter phonetisch wiedergegeben werden, so etwa "Äktschn" statt "Action". Was will der Autor damit erreichen? Will er Rücksicht auf PISA nehmen?

Noch ärgerlicher ist die Sache mit den "Halbys", sog. Halbskins, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie nur eine hälfte ihres Kopfes rasieren. Es gibt keinen Grund, weshalb sich der Autor solche Typen ausdenken mußte, denn in der Geschichte handelt es sich um unpolitische Gewalttäter, haben also mit echten Skins nichts gemein, die wiederum zwar in der Regel unterbelichtet, jedoch nicht unpolitisch sind. Hier wird Verwirrung gestiftet, obwohl es nicht notwendig gewesen wäre.

Fazit: Die Erfindung "Halbys" verdirbt so manchens an diesem Buch, führt sie doch den Leser auf die falsche Spur, daß es um Rechtsradikalismus gehen könnte. Es wäre besser gewesen, hätte der Autor nicht so dick aufgetragen. Ansonsten ist das mit einigen sprachlichen Schwächen behaftete Buch "äktschngeladen", kurzweilig und spannend.

Score
80%
Verfasst am: 30.04.2012