Tim, den man früher Tarzan nannte, hatte Weihnachten zu
Hause verbracht – bei seiner Mutter. Ein schönes Fest war’s
gewesen und eine volle Woche Gemeinsamkeit.Am 30. Dezember
war Susanne Carsten zurück nach New York geflogen,
wo sie sich neuerdings die meiste Zeit befand: Bei
ihrem neuen Lebensgefährten, einem deutschen Journalisten,
der dort als TV-Korrespondent eines namhaften Senders
arbeitete. Susanne war zu seiner Assistentin geworden
und sehr unabkömmlich.Tim fand das toll, obschon er seine
Mutter jetzt seltener sah. Aber Susanne war endlich wieder
glücklich und der TKKG-Häuptling freute sich auf seinen
künftigen Stiefvater.
Am gleichen Tage kam Tim per Bahn in die Millionenstadt
zurück. Die Weihnachtsferien dauerten bis zum 7. Januar.
Die Internatsschule war verwaist, leer bis auf den
Hausmeister. Trotzdem hätte Tim im Adlernest, der Internatsbude,
wohnen können. Aber das erschien ihm doch zu
blöd. Außerdem nahmen ihn Karls Eltern, die Viersteins,
wie immer mit offenen Armen auf. Kann doch der TKKGHäuptling
gar nicht mehr abschätzen, wie viele Wochenenden
er dort schon verbracht hat.
Silvester wurde allerdings bei Klößchen gefeiert, in der
luxuriösen Villa der Sauerlichs. Auch Gaby war dabei. Sie
konnte wieder lachen. Der Armbruch ihrer Mutter hatte
sich als unkompliziert erwiesen und würde rasch heilen.Um
Mitternacht stießen TKKG mit Champagner an – eine bemerkenswerte
Ausnahme bei den eingeschworenen Drogenfeinden.
Gaby verschluckte sich dann fürchterlich am
perlenden Prickelsaft und Tim musste ihr lange und mitfühlend
auf den Rücken klopfen.
Heute war der 2. Januar und TKKG versammelten sich in
Karls Zimmer bei den Viersteins.
Seit Wochen lag Schnee. Nachts sank die Temperatur bis
20 Grad unter den Gefrierpunkt. Die unteren Schneeschichten
hatten sich längst in Eis verwandelt. Eis bedeckte
auch die Seen im Umland der Millionenstadt. Autofahrer
mit und ohne Winterreifen crashten, als hätten sie ein neues
Spiel erfunden. Und Klößchen jammerte, im Freien friere
ihm die Schokolade an den Zähnen fest.
Tim hatte seiner Freundin aus der gefütterten Winterjacke
geholfen.Wie er in einer Statistik gelesen hatte, taten
das nur noch 0,4% der Jugendlichen und 19,5% der erwachsenen
Männer. Kavaliere sterben aus, dachte er. Begründet
wird’s mit der grassierenden Selbstständigkeit von
Frauen und Mädchen. Als hätten Manieren damit was zu
tun.Auch bei Paaren sieht man jetzt immer: Sie schleppt den
prallvollen Rucksack, er latscht nebenher, die Hände in den
Taschen. Hm, ich bin einfach gern nett zu Pfote und zeig’s
ihr in Kleinigkeiten.